EPISODE 15: Health First
In dieser Episode von Infinite Talk diskutieren wir mit Dr. Dr. Gundolf Schüttford die Bedeutung von Gesundheitsbewusstsein für Sportler, Risiken von Myokarditis und die Rückkehr ins Training nach Krankheiten.
25.08.2025 43 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Episode des Infinite Talk-Podcasts diskutieren Mike Hamel und Dr. Dr. Gundolf Schüttfort über die gesundheitlichen Herausforderungen, die Trailrunner während der Wettkampfvorbereitung und -teilnahme erleben können. Sie beleuchten die Risiken von Erkältungen, die Bedeutung von Körpersignalen und Alarmsignalen während des Rennens sowie den Umgang mit Verletzungen. Zudem wird das Thema Rückkehr zum Training nach einer Erkrankung und die Bedeutung des Taperings für das Immunsystem behandelt. Abschließend geben sie wertvolle Tipps, wie Sportler gesund bleiben und ihre Leistung optimieren können.
Shownotes
- Erkältungen können ernsthafte Risiken für Sportler darstellen.
- Myokarditis ist eine häufige, aber oft übersehene Gefahr.
- Körpersignale ernst nehmen, um Verletzungen zu vermeiden.
- DNF (Did Not Finish) kann eine Stärke sein, nicht eine Schwäche.
- Die Rückkehr zum Training sollte schrittweise erfolgen.
- Tapering kann das Immunsystem belasten, wenn nicht richtig durchgeführt.
- Regeneration und Schlaf sind entscheidend für die Gesundheit von Sportlern.
- Die richtige Ernährung spielt eine wichtige Rolle im Training.
- Alarmsignale wie Schwindel und Konzentrationsstörungen sollten ernst genommen werden.
- Die Gesundheit sollte immer Vorrang vor Wettkampfambitionen haben.
Sound Bites
- "Die Symptome sind fast gleich."
- "Das nächste Rennen kommt sowieso immer."
- "Das Immunsystem ist so eine Blackbox."
Transkript
Music.
So, da sind wir wieder und herzlich willkommen zum INFINITE TALK,
dem Podcast der adidas TERREX INFINITE TRAILS hier in Gastein.
Mittlerweile Episode Nummer 15 und es ist leider die letzte Episode vor den
INFINITE TRAILS in Gastein.
In den letzten Monaten haben wir euch viele spannende Themen gebracht und ich
glaube, das Thema, das interessiert heute nochmal ganz viele. Health First.
Was sich dahinter verbirgt? Ganz einfach, ihr stellt fest, ihr seid gut trainiert,
habt aber eine Erkältung und wisst nicht, ob ihr starten könnt.
Denn wenn euch das interessiert, bleibt dran. Ich hab einen
sehr interessanten Gesprächspartner heute mitgebracht - Dr.
Dr. Gundolf Schüttfort.
Den meisten eigentlich bekannt, Gundolf, als Gundolf. Weil so die wenigsten,
glaube ich, haben auf dem Schirm, dass du Mediziner bist.
Also in Frankfurt wissen es einige, so in der internationalen Community einige nicht.
Aber das stimmt ja. Ich bin in der Uniklinik Frankfurt in der Infektiologie jetzt
auch schon seit über 15 Jahren.
Aber nicht nur. Wenn man mehrere Doktortitel hat, dann zeichnet das einen ja aus
Und zeigt, dass man sehr gut gewesen ist im Studium und sehr einen guten Weg beschritten hat.
Du hast Zahnmedizin studiert und hast innere Medizin studiert und bist noch Infektiologe.
Das heißt, das ist eigentlich die ideale Kombination für unseren Podcast heute, oder?
Zumindest habe ich, ich denke auch, ich habe schon viel erlebt,
auch in der Community und aber auch natürlich in der täglichen Sprechstunde
und in der Klinik generell viele Erfahrungen gesammelt, was das Thema angeht.
Und gerade jetzt, wir sind ungefähr drei Wochen vorm Rennen,
ist es tatsächlich, wie gesagt, das hochaktuell.
Also das, was jetzt, wenn auch was schief gehen kann, eigentlich,
dann ist es eigentlich genau das, dass die Leute sich erkälten.
Ja, du hast schon gesagt, Community ist bei dir ganz, ganz stark.
Du bist Trail Coach der adidas Runners in Frankfurt und deshalb auch den meisten
eigentlich bekannt, ob durchs Community Weekend oder die INFINITE TRAILS selber.
Du bist Ultraläufer, kann man auf jeden Fall so sagen. Alles, was länger ist,
das ist so deine Distanz.
Wir haben mal so geschaut im ITRA Index, ich glaube 877 Kilometer,
51.000 Höhenmeter auf ITRA Run,
das ist so ungefähr das, was du in den letzten Jahren zusammengetragen hast?
Das kommt hin, ja, das kommt hin. Also ich mag die Sachen so ab 60km mag ich bis
längst so 111km war das Längste.
Ich bin halt gerne lange unterwegs.
Weil man es besonders genießen kann oder weil es besonders wehtut?
Nee, also einmal du willst das ja genießen, aber du hast halt auch eine spezielle Herausforderung.
Und was ist so für dich die Herausforderung ganz genau?
Du musst einmal die Ernährung gut planen, du musst das Rennen planen,
du musst dich vorher mit beschäftigen, du musst es gut einteilen.
Und es kann halt wirklich auch auf den langen Distanzen viel,
viel, viel schief gehen. Nicht nur in der Vorbereitung, sondern auch im Rennen.
Wenn wir jetzt ins Thema einsteigen, wir haben gesagt Health First,
das heißt, es geht heute um das Thema Hineinhorchen in den Körper,
welche Signale gibt mir der Körper, und so weiter und so fort.
Ich steige mal mit so einem Zitat ein.
"Das ist doch eine ganz harmlose Erkältung.
Was kann da schon passieren?" Das ist, glaube ich, so ein Spruch,
den du wahrscheinlich auch als Mediziner der Inneren immer wieder hörst.
Was aber eigentlich eine ganz gefährliche Sache werden kann.
Ja, also wir haben beim Trailrunning ja einmal die orthopädische Seite,
wo du öfters hörst, ich habe Knieschmerzen, ich habe Wirbelsäule, irgendwas.
Das haben die Leute mehr auf dem Schirm und sind da auch beim Orthopäden,
beim Physiotherapeut, überall.
Aber eine Erkältung wird oft, das ist so, ja, das dauert so,
keine Ahnung, drei, vier Tage.
Die meisten nehmen Ibuprofen, irgendein Schmerzmittel.
Und sobald dann so die akute Phase weg ist oder halb weg ist,
wird dann wieder gelaufen.
Und es wird auch nicht so leider thematisiert, wie diese orthopädischen Sachen,
also es wird - das machen die Leute eher mit sich selber aus. Du siehst aber manchmal
bei den Community Runs oder auch bei den Trail Runs, Leute, die einfach wirklich
erkältet da auftauchen, mit noch einer akuten Erkältung.
Und das Risiko, was immer dahinter steht, ist vor allen Dingen eine Herzmuskelentzündung.
Das ist so das, was passieren kann und das ist dann ein richtiges Problem,
weil es so schwierig zu unterscheiden ist,
ob ich jetzt einfach nur müde bin nach einer Erkältung, ob ich im Übertraining
bin oder vom Training müde bin oder ob das noch mit der Erkältung zusammenhängt,
weil die Anzeichen ganz, ganz ähnlich sind.
Also du hast schwere Beine, bist vielleicht noch so ein bisschen müde,
schlapp, dir fehlt Energie.
Da ist die Frage, ist das noch der Infekt, den du vor einer Woche hattest,
oder ist das einfach nur, du bist wieder im Training, ist das der Normaltrainingszustand?
Ja, du sagst schon das Richtige. Also bei einer Myokarditis,
bei einer Herzmuskelentzündung, viele erkennen das eigentlich gar nicht so, die Symptome.
Viele denken Herzmuskelentzündung, da muss ich doch Herzschmerzen haben.
Aber das ist eigentlich gar nicht so das Thema, die Herzschmerzen,
sondern das ist eigentlich dieses
Ermüdungserscheinungen, Fatigue oder wie man auch das nennen möchte.
Wie kann man das unterscheiden, dass man wirklich was hat?
Zum Arzt gehen oder was macht man am besten?
Ja, zum Kardiologen wäre eine schöne Sache, aber auch da bei der Myokarditis
ist das Problem, dass die Anzeichen zu so vielen Sachen passen und so unspezifisch
sind am Anfang, dass du das so gar nicht erkennen kannst.
Was du machen kannst, du kannst einfach vorsichtig sein und den Infekt richtig
auskurieren, um die Chance zu minimieren, dass du eben eine Myokarditis kriegst.
In Deutschland, ich habe es vorhin in der Herzstiftung nochmal nachgelesen,
du hast pro Jahr 3500 klinische Behandlungen, stationäre Behandlungen wie Myokarditis
und davon sterben 150 Menschen.
Das ist nicht wenig und die Anzeichen sind, also es gibt diese Infektanzeichen,
auch gerade Fieber, Müdigkeit, aber auch Sachen wie erhöhte Herzfrequenz,
Palpitation, also ein Herzstolpern, also wenn du den Herzschlag merkst.
Und wenn es dann zu thorakalen Beschwerden, also Druckgefühl kommt, dann ist es ein absolutes Alarmsignal.
Aber auch die anderen Sachen, also Schwindel, erhöhte Herzfrequenz,
Fieber und thorakales Druckgefühl, das sind Sachen, wo du wirklich dann nicht nur
aufpassen musst, sondern es ist ein ganz klares Zeichen, dass du an dem Tag
oder in den nächsten zwei Wochen keinen Sport machst.
Ja, nehmen wir mal das praktische Beispiel. Also wir sind jetzt Montag vorm
Rennen, also Monday Race Week.
Ich stelle morgens fest, mir geht es gar nicht so gut.
Vielleicht habe ich einen Infekt oder so. Was empfiehlst du?
Also es ist ja immer auch so das Thema, es ist ja nicht nur die Vorfreude
auf ein Rennen, gerade hast du selbst noch zu mir gesagt im Vorgespräch,
du bist heiß und hot und ready for INFINITE TRAILS.
Das ist ja auch ein Druck, der dann für die Athleten entsteht.
Man hat sich über Monate, über Wochen auf ein Ereignis vorbereitet,
das möchte man natürlich jetzt auch wirklich in Anspruch nehmen und möchte auch
dort gerne laufen. Aber, jetzt sagt mir mein Körper, irgendwo gibt er mir das erste Warnsignal.
Es fängt ja dann eigentlich an, mit einem simplen Schnupfen oder mit ein bisschen Husten.
Aber das Ganze kann sich dann auch in eine Superinfektion entwickeln.
Und Superinfektion heißt bei der Nase eine Nebenhöhlenentzündung oder beim
Husten kann es eine Bronchitis werden.
Und die Myokarditis, die erkennt man halt eben nicht so leicht.
Und vor allen Dingen, die Myokarditis schwebt halt immer über allem,
wie so eine Gewitterwolke, die passieren kann.
Ist selten die Prävalenz, aber es kann halt bei jedem Schnupfen passieren.
Und gerade jetzt so, wir haben jetzt so ein bisschen die Saison für so - Frühherbst,
Spätsommer - für so Viren, die gerne mal eine Myokarditis auslösen Coxsackie-Viren
zum Beispiel, das ist jetzt die Saison.
Wenn du jetzt in dem Beispiel, gerade in der Rennwoche, wenn du am Montag krank
bist, wenn du jetzt kein Fieber hast, es ist so eine leicht Erkältung und du
kennst deine Parameter, du kennst deine Herzfrequenz, du kennst auch so Sachen
wie Herzfrequenzvariabilität, also du hast dich damit befasst,
und kannst das einordnen.
Das ist nicht so, dass du jetzt mal deine Laufuhr anmachst, guckst,
was die dir für einen Wert rausgibt. Das bringt da nichts.
Du musst diese Werte wirklich kennen. Du musst deinen Körper kennen.
Und auch selbst dann, so eine normale Erkältung dauert auch sechs Tage, bis es weg ist.
Danach wäre die Empfehlung aus medizinischer Sicht ein langsamer Einstieg,
maximal 80% Herzfrequenz, eher noch weniger, über nochmal zehn Tage.
Also vernünftig wäre es tatsächlich in so einem Fall schon, das Rennen nicht
zu laufen, sondern als Zuschauer hinzufahren.
Das wird in der Praxis, da sieht das ganz anders aus.
Ich war heute noch mal in so einem Forum und habe mich vorbereitet auf den
Podcast und da hat jeder eine Meinung zu so medizinischen Sachen,
aber verhalten sich wirklich, wirklich fahrlässig.
Und weil die meisten glaube ich, denen nicht bewusst ist,
wenn so eine Myokarditis, Herzmuskelentzündung, wenn das chronisch wird und in einer Herzinsuffizienz
endet, dann könnt ihr entweder sogar daran sterben oder halt ihr lauft gar nicht mehr.
Und das ist das wirklich Gefährliche an der Sache. Also ich kenne einige Fälle,
auch aus dem Triathonsport, wo Leute wirklich eine Myokarditis hatten und dann
leider auch verstorben sind und das sind Top-Leute gewesen.
Also ich glaube, das ist genau das, was unser Ziel ja auch heute ist,
einfach aufzuklären, nicht den Zeigefinger zu erheben und du,
du, du, das darfst du nicht machen, sondern lieber zu sagen,
was muss ich denn wirklich beachten?
Also du hast es eben schon gesagt, der Körper signalisiert mir eigentlich,
gibt mir ein Zeichen. Und jetzt ist es ein Warnzeichen zum Beispiel.
Wie kann man denn dieses Warnzeichen interpretieren?
Wo ist der Unterschied zwischen müde und krank? Vielleicht kannst du da mal
was zu sagen, weil du hast ja gesagt, die Symptome sind fast gleich.
Aber wie unterscheiden die sich jetzt und woran kann ich erkennen,
bin ich jetzt wirklich Fatigue oder habe ich mir schon was geholt?
Also die Symptome sind fast gleich. Wenn es jetzt um so Sachen geht wie eine
Influenza, also eine saisonale Grippe oder Corona, kann man einen Test machen.
Da gibt es Tests. Aber für diese ganze breite Masse an Erkältungsviren,
Urino, Astro, was es alles gibt, gibt es keine spezifischen Tests oder auch
so unspezifische Erkältungserreger.
Dieses Fatigue, die Müdigkeit, ist ja entweder ein Zeichen vom
Körper, dass da was fehlt, also Flüssigkeit, Nahrung, Schlaf, irgend sowas.
Oder dass dein Immunsystem arbeitet und Energie verbraucht.
Und das einordnen ist einfach - es ist jetzt nicht unmöglich -
aber es ist wirklich schwierig. Man muss vor allem ehrlich zu sich sein.
Die Sportler, die auch gerade jetzt bei INFINITE TRAILS laufen, die kennen ihren Körper,
die können das einschätzen.
Aber man muss einfach ehrlich sein und sagen, okay, das ist,
auch wenn es nicht wahrhaben will, das ist jetzt eine Erkältung.
Einzig die objektiven Parameter, die man hat, ist die Herzfrequenz,
wenn die wirklich 20 Schläge höher ist,
dann, man kennt ja seinen Trainingsplan, dann kann man einordnen,
bin ich im Übertraining oder ist es eher ein Infekt.
Und aber noch besser ist die Herzfrequenzvariabilität. Wenn man sich damit
befasst hat und sieht, die ist super, super niedrig an dem Tag,
dann spricht das alles sehr für einen Infekt.
Und klar, wenn so typische Symptomate dazukommen, wie Husten oder Nasennebenhöhlenbeschwerden,
Kopfschmerzen, Fieber - das ist das Alarmsignal schlechthin -
dann einfach mal komplett rausnehmen. Wie auch bei einem Ermüdungsbruch,
da kann man auch nicht mehr laufen.
Kann man sagen, Ambitionen versus Gesundheit ist ein ganz schmaler Grat?
Es ist so ein schmaler Übergang.
Und deshalb gibt auch so eine hohe Dunkelziffer an Myokarditiden. Es gibt so Erhebungen,
dass die denken, dass bis zum 15.
Lebensjahr hatten 10% Prozent aller Kinder, Jugendlichen eine Myokarditis.
Und die Dunkelziffer ist unfassbar hoch, weil entweder es gibt asymptomatische
Myokarditis, die läuft so nebenbei mit mit der Erkältung.
Aber die Leute - weil die Symptome genau gleich, wie du schon gesagt hast -
nehmen das nicht so ernst.
Und es geht sich ja auch oftmals gut bei allen, aber die Gefahr ist halt immer,
dass man danach eben, ja, im Endeffekt, dass man da auch keinen Sport mehr macht,
das wäre noch das Harmloseste, oder halt dran stirbt.
Das muss man leider sehr, sehr, sehr ernst nehmen.
Was passiert bei einer Herzmuskelentzündung?
Du hast entweder, also die Entstehung, das ist entweder durch Viren,
also 50 Prozent werden durch Viren verursacht oder bakteriell.
Ein paar Protozoen, also eigentlich alle Erreger können eine Myokarditis machen.
Und du hast erstmal natürlich den direkten Befall von Herzmuskelzellen
durch die Erreger. Aber dann im nächsten Schritt die Antwort von dem Immunsystem.
Und die ist das, was dann so teilweise auch den größeren Schaden anrichtet,
gerade wenn diese Immunantwort weiterläuft, ungebremst, und es zu einer dauerhaften
Entzündung kommt. Die Viren verschwinden meist wieder, aber die Entzündung bleibt.
Und dann kommt es durch den Untergang von Herzmuskelgewebe, durch Zerstörung
von Herzmuskelzellen, zu einer im Endeffekt Erweiterung vom Herzmuskel.
Die Kammern werden weiter, können sich nicht mehr zusammenziehen.
Und ihr habt eine sogenannte Herzinsuffizienz.
Das Herz pumpt einfach das Blut nicht mehr richtig in den Kreislauf.
Endstation Herzinfarkt?
Nee, Herzinsuffizienz ist erstmal so, dass sich halt Volumen zurückstaut,
im ersten, also du hast Beinödeme, Wasser über der Lunge, über den Beinen und dann
aber eher so ein Pumpversagen tatsächlich, also nicht wie beim Herzinfarkt eine
Verstopfung von den Arterien,
sondern einfach, dass ihr ein Spenderherz braucht, tatsächlich, müsst auf die Empfängerliste
und wir wissen, wie die Situation in Deutschland ist mit Spenderherzen und das
klappt dann meistens nicht mehr.
Und natürlich sind das dann Einzelfälle, kann man sagen, aber es ist so leicht
vermeidbar, es ist so leicht vermeidbar und das nächste Rennen kommt sowieso
immer. Dann lieber hinfahren, sich zurückhalten aus der Masse,
aber halt anfeuern. Das kann man ja machen, das schon.
Ich würde jetzt auch nicht hingehen, wenn ich eine Erkältung habe, und gehe dann über
die Messe und zum Race Briefing, das würde ich auch nicht empfehlen,
also aus Rücksicht auf die anderen.
Hast du selbst so eine Situation schon mal gehabt?
Also ich meine, als Mediziner ist natürlich so eine Sache viel einfacher
einzuschätzen als für einen Normalo.
Aber bist du selbst schon mal in so einer Situation gewesen,
wo du echt gezweifelt hast, gehe ich an den Start oder lasse ich es lieber?
Ja, also ich hatte bis jetzt das Glück, dass ich so in den Rennphasen eigentlich
immer gesund war, nichts hatte.
Aber ich hatte einmal, vorm Walser Trail, da hatte ich Corona,
keine Ahnung, so vier Wochen vorher sowas.
Dann war schon so vom Return-to-Play-Protokoll, das war alles okay,
aber ich kam als Letzter ins Ziel, immerhin ich kam ins Ziel, aber erst nach Stunden, das war ewig,
ich war einfach nur komplett leer, aber die Herzfrequenz war da,
wo es ungefähr hingehört, das konnte man dann abschätzen, das war okay,
aber gerade wenn bei den INFINITE TRAILS noch so ein paar tausend Höhenmeter
da drauf kommen, ist es einfach so eine unfassbare Anstrengung,
das ist nicht mal eben ein Straßenhalbmarathon, den man läuft.
Das darf man alles nicht unterschätzen. Das kommt da alles noch mit rein.
Plus die Ernährung, das Trinken und alles, was dann nochmal das Immunsystem
auch belastet. Aber die Erfahrung hatte ich.
Das ging gut, da waren noch vier Wochen dazwischen.
Aber ich habe es deutlich gemerkt. Ich kam als Letzter da mit dem Besenwagen
mal wieder ins Ziel. Aber ja.
Also sagst du, es gibt auch die eine oder andere Situation, wo man sagen kann,
es fühlt sich hart an, aber es ist okay.
In dem Fall schon, aber da kommt es auf die Zeitabstände an.
Wenn jetzt jemand in dieser Rennwoche eine Erkältung hat, die akuten Symptome
sind meinetwegen am Mittwoch wieder weg oder Donnerstag, du fühlst dich einigermaßen
fit, aber merkst schon beim Loslaufen, okay, die Pulsfrequenz geht hoch,
die Beine machen nicht richtig mit, reagieren nicht richtig.
Das ist dann einfach nur noch einmal Quälerei, das macht auch keinen Spaß mehr
und es ist zu gefährlich.
Also du brauchst ungefähr, man sagt, so zehn Tage für die Erkältung,
plus danach diese langsame Wiedereingliederung, den Wiedereinstieg in den Sport,
das sind dann nochmal 10 Tage.
Also locker 2 Wochen, 3 Wochen, bis man wieder voll trainieren kann.
Ich wollte gerade sagen, also 10 Tage Erkältung, eigentlich sagt man ja noch fast 3 Wochen.
Also eine Woche kommt, eine Woche ist sie da, eine Woche geht.
Und das ist, glaube ich, genau das, was natürlich so einem Sportler überhaupt nicht gefällt.
Dass man da rausnehmen muss, Tempo rausnehmen muss, nicht mehr trainieren darf.
Lass uns mal reden über Alarmsignale während des Rennens. Das fand ich jetzt
gerade eigentlich ganz interessant.
Welche körperlichen Warnzeichen sollte ich während des Rennens ernst nehmen?
Also einmal Schwindel, Konzentrationsstörungen, dann Luftnot,
also wir sind alle außer Atem, aber man kennt es vom Training, wenn man wirklich überhaupt keine Luft mehr kriegt,
es geht überhaupt nichts rein.
Dann thorakal, also Brustschmerzen auf jeden Fall, aber auch gerade Sachen wie
diese neurologischen Komponenten, Konzentrationsstörungen und Schwindel.
Und da wird es gerade beim Trailrunning, ich meine, wenn der schwindelig ist,
Berlin, okay, da setzt du dich an den Rand.
Aber wenn dir allein schon hier am Wasserfallweg schwindlig wird,
oder vom Graukugel wollen wir gar nicht mehr erst reden.
Du machst da einen falschen Schritt, da war dem einen, wo war denn das,
irgendwo beim Stubai auch schwindlig, und der stürzte dann so einen Abhang runter,
und der hat es auch nicht überlebt.
Was auch immer das für Gründe gewesen sein sollen. Das ist ein absolutes
Alarmsignal, wo man dann am besten erst mal sicher anhält und erst mal guckt,
was ist denn das Problem gerade.
Ja, weil du sagst es ja schon, also Schwindel heißt, mein Urteilsvermögen nimmt ab.
Schwindel heißt, meine Konzentration verlässt mich.
Das heißt, es sind ja genau diese Sachen, wo ich dann stolpere,
wo ich falle und so weiter und so fort.
Also, wenn ich mich nicht gut fühle, lieber eine Pause machen, mal in sich hineinhören.
Ist das jetzt nur temporär oder ist das schon eine längere Zeit so?
Oder wie geht man mit solchen Sachen wirklich um?
Ich würde auf jeden Fall eine Pause machen. Das geht ja dann auch in Richtung
kann ich das Rennen fortsetzen oder kann ich es nicht fortsetzen?
Und da habe ich persönlich in den letzten Jahren so ein bisschen Erfahrung auch mit
DNFs tatsächlich schon gemacht, und mir mal so eine Liste gemacht, die du dann erst
durchgehst und guckst, was ist denn gerade das Problem?
Und das fängt an bei erstmal das Problem benennen. In dem Fall wäre es dann
Schwindel oder Konzentrationsstörung.
Dann musst du gucken, jetzt bei Konzentrationsstörungen, kann es auch einfach die Sonne sein.
Vielleicht Hitzschlag. Habe ich eine Mütze auf, habe ich genug getrunken?
Stimmt die Ernährung? Ist es eine Verletzung? Ist es eine falsche Ausrüstung?
Was ist genau das Problem? Und das erstmal alles Schritt für Schritt durchgehen.
Am besten auch vorher schon mal aufschreiben, was das alles sein kann.
Oder es ist nur eine Phase, wie du gesagt hast. Es gibt ja immer so Phasen bei
so langen Rennen. Mal geht es besser, mal geht es schlechter.
Wird es besser, wenn ich mal kurz warte?
Und wenn man das alles dann abgehakt hat und man kann sagen,
okay, ich habe keine Erklärung dafür, ich kann auch nichts gegen machen,
vor allen Dingen gerade.
Das letzte Gel ist eine Stunde her zum Beispiel. Dann nehme ich mal ein bisschen
Kohlenhydrat wieder ein.
Aber das ist dann wieder das, wo man ehrlich zu sich sein muss und sagt,
das wird zu gefährlich hier gerade.
Und wenn ich mich jetzt mitreißen lasse von den anderen, ist dieses,
keine Ahnung, vorhin gelesen, "Tod vor DNF", ist keine Option.
Das ist ein ganz falscher Anspruch an Trailrunning, finde ich.
Ja, insgesamt halt. Du hast es ja wunderbar gesagt.
Wenn das jetzt irgendwo ein Halbmarathon ist oder wie auch immer,
dann bin ich auf dem Asphalt, kann auch stürzen, was ja auch gerade erst in
Hamburg passiert ist, dass einer ohnmächtig geworden ist und kurz vor dem Ziel
mit dem Kopf aufgeschlagen ist und dann in der Klinik verstorben ist.
Also das ist ja jetzt auch nicht zu unterschätzen, aber ich glaube,
das, was du gerade nochmal gesagt hast, dass es halt einfach ein technisches
Gelände ist, dass es hochalpin ist.
Am Graukogel, bei der Graukogelüberschreitung brauche ich beide Hände -
Du kennst die Strecke bestens - um mich im Prinzip nach oben zu ziehen oder nach oben zu bringen.
Und das ist - ist das Überehrgeiz oder falscher Ehrgeiz und Selbstüberschätzung?
Ich finde schon. Also man lässt sich sicher mitziehen von der Gruppe auch,
gerade wenn man in so einer Gruppe läuft, die alle weiterziehen und man möchte dabei bleiben.
Aber wir machen das alle, weil wir Spaß dran haben und wir wollen es auch noch lange, lange machen.
Und dieses, was halt immer den Leuten, glaube ich, Angst macht, ist so ein DNF.
Also sie wollen nicht, dass man irgendwie nicht ins Ziel kommt. Aber auch das, an einem
DNF wächst du, du lernst so unfassbar viel draus.
Und es ist immer sinnvoller, rauszugehen aus so einem Rennen,
wenn du merkst, es geht einfach nicht weiter, es wird mir viel zu gefährlich gerade.
Das nächste Rennen kommt sowieso, ich bin besser vorbereitet.
Ich gefährde keine anderen, auch jetzt nicht die Bergretter zuletzt,
die mich dann auch suchen müssen irgendwann.
Und es gibt tatsächlich auch so ein paar Punkte, wo es einfach nicht,
wo die Körpersignale, die Warnsignale so eindeutig sind, dass es nicht weitergeht.
Und dann war in diesem Forum, da stand auch so, dass die Leute lieber ins Ziel
kriechen oder sich weiterquälen, das ist totaler Quatsch.
Das ist einfach nur fahrlässig, weil ihr den Körper so sehr schädigt,
dem wir eigentlich was Gutes tun wollen mit dem Sport.
Dann lass es uns doch mal anders formulieren. Du hast es so wunderschön gesagt,
ich meine, wir haben uns ja auch schon ein paar Mal auf der 60er-Strecke gesehen
und dann nicht am Ende im Ziel.
DNF = Stärke, also eigentlich genau das Gegenteil, wenn die anderen sagen,
man hat nicht gefinisht. Aber DNF ist eher eine Stärke, dass ich zum richtigen Zeitpunkt,
gelernt habe, meinen Körper zu interpretieren, in den Körper hineinzuhorchen
und mir dann eigentlich keine Schäden zuzuführen.
Also es ist eigentlich DNF, eigentlich was Positives für mich selber und für
meinen Körper und für mein ganzes Leben, wenn man so will.
Ich finde schon, also DNF, natürlich, man kann jetzt nicht bei jeder kleinen
Anstrengung rausgehen und sagen, okay, das wird jetzt schlecht, das ist auch klar.
Aber wenn wirklich da so eindeutige Signale kommen und der Körper redet ja mit
einem, das ist ja alles ein hochspezialisiertes System.
Und der sagt, okay, hier geht es jetzt nicht weiter, wenn jetzt da Krämpfe auftreten
und es geht einfach nicht weiter.
Ich bin einmal mit Krämpfen über den Graukogel rüber, das war keine gute Idee,
das würde ich auch nicht nochmal so machen, weil es wirklich gefährlich wird.
Und da muss man sich aber vorher wirklich überlegen, was ist das Problem,
kann ich was dagegen machen?
Stimmt meine Vorbereitung auf das Ganze? Und vor allem das Thema Ernährung und
das Thema Trinken spielt da so eine große Rolle oder auch Magenprobleme,
was damit ja zusammenhängt.
Womit man dann das nochmal beheben kann, im Zweifelsfall, aber wenn der Körper
eindeutig sagt, okay, hier ist jetzt gerade Schluss, dann ist DNF auf keinen Fall eine Schwäche.
Was man dafür aber auch braucht, um das zu akzeptieren, ist auch ein gesundes Umfeld.
Wenn du ein sehr kompetitives Umfeld hast, die dir danach jahrelang hier sagen,
was war denn da, warum war es nicht im Ziel,
da braucht man ein sehr gesundes Selbstbewusstsein, um das wegzustecken,
das ist okay, aber es hilft halt einfach, wenn die Leute einfach sagen,
okay, das ist schon krass genug, dass du überhaupt gestartet bist,
dass du dich den Herausforderungen gestellt hast und das war jetzt trotzdem noch gut. Hauptsache,
du hattest Spaß und du hast dich einfach
verantwortungsvoll verhalten und kümmerst dich um deinen Körper.
Ich finde, DNF, wenn man das mit so einem rationalen Ansatz, mit so einer Liste auch
dann macht und nicht leichtfertig, ist auf jeden Fall eine Stärke.
Druck und Psyche, da kommt das wieder mal zusammen und insbesondere natürlich
Social Media, Community, hohe Erwartungen. Aber es ist am Ende ja doch wirklich
die persönliche Balance, oder?
Zwischen ich wachse an meinen Grenzen oder ich gefährde meine Gesundheit.
Das ist aber auch wie im Beruf. Du lernst halt aus so Misserfolgen.
Das lehrt dich auch so ein bisschen Demut wieder, auch vorm Trail in dem Fall,
aus einem DNF lernst du unheimlich viel.
Also wenn du da immer irgendwie noch so ins Ziel kommst, dann machst du es immer
so weiter und irgendwann geht es vielleicht auch mal schief.
Wenn du mal nicht ins Ziel kommst, dann analysierst du das Ganze.
Was war da wirklich schiefgelaufen? Was war das Problem? Es wird wieder besser.
Wenn es wieder nicht klappt, macht nichts. Probierst es nochmal.
Das nächste Rennen ist sowieso wieder da.
Und du wirst immer besser und immer sicherer und kannst es vor allen Dingen
auch mit Spaß an der Sache machen.
Sich da mit einer Erkältung, wie gesagt, durch so einen Trail zu schleppen,
macht überhaupt keinen Spaß.
Also das ist einfach nur anstrengend und so auch demotivierend vielleicht für
die Zukunft und einfach sehr, sehr, sehr gefährlich.
Alarmsignale während des Rennens. Wir haben ja schon darüber gesprochen, der
Körper signalisiert mir verschiedene Alarmsignale, Koordinationsprobleme,
Konzentration, Schwindel, hast du gesagt.
Hypothermie ist aber auch ein ganz, ganz wichtiges Thema. Wo würdest du sagen,
da ist die rote Linie, da ist Schluss und hör auf.
Also da muss man sofort aufhören.
Bei Hypothermie in dem Fall, ich bin einmal in Nizza gelaufen.
Da kann ich mich erinnern, ja. Wo es da mal geregnet hat in dem Land, an der Küste.
Es hat von Anfang an geschüttet. Ich war nach 18 Stunden so nass und kalt,
dass es einfach nicht mehr weiter ging.
Da spielten die Muskeln nicht mehr mit. Da war dann auch die Motivation logischerweise nicht mehr da.
Das ist dann aber auch ein Signal an dich, dass du jetzt einfach mal aufhörst
mit dem Quatsch, weil das wirklich gefährlich wird.
Es wäre nochmal in so eine Nacht gegangen, die zweite Nacht komplett unterkühlt.
Und da kommen wir wieder zum Thema von der Liste vom DNF. Stimmt die Ausrüstung?
Ist es ein Ausrüstungsproblem?
Ist mir einfach nur kalt? Brauche ich einfach mal ein paar Handschuhen,
paar warme Klamotten? Das kann ja auch passieren.
Thema Schutzausrüstung, einfach ganz, ganz wichtig. Ja, ich glaube,
das war auch ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
Und wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr damals drei Stunden auf den Bus
gewartet, noch zusätzlich, bevor es wieder zurück ins Ziel ging.
Und das ist genau dieses Thema.
Deswegen penetrieren wir das Thema ja auch Mandatory Equipment,
was für die meisten Pain in the Ass ist oder wie auch immer, es
ist ja einfach nur dafür gedacht, selbst am Leben zu bleiben.
Also wir haben die Beispiele, wir haben ja jetzt erst gerade Mountain Awareness
gehabt, unseren Podcast zum Thema
im Gebirge, Verhalten im Gebirge, wo ich nochmal das Beispiel in China gebracht
habe, wo 14 Menschen tödlich verunglückt sind aufgrund von Hypothermie,
weil die richtige Ausrüstung auch nicht dabei gewesen ist.
Ich glaube, das muss man sich immer wieder vor Augen führen,
wie gefährlich die Alpen sind.
Man hat es gesehen, Felsstürze, jetzt gerade im Berchtesgadener Land,
wo eine ganze Wand runtergekommen ist, das kann einem im Gelände durch die Klimakatastrophe
natürlich auch passieren. Man ist ja von nichts gefeit.
Lass mich nochmal auf ein paar Punkte kommen.
Jetzt haben wir so die Alarmsignale des Körpers kennengelernt.
Also das heißt, wann sollte ich das Rennen abbrechen, wann sollte ich aufhören?
Es gibt aber jetzt auch die Situation, dass ich mich verletze.
Also das heißt, dass ich umknicke, mir wehgetan habe, gestürzt bin,
mit dem Kopf aufgeschlagen bin oder mir das Handgelenk
geprellt habe, weil ich versucht habe, meinen Sturz abzufedern.
Welche Tipps gibst du da? Weil ich glaube, das ist auch für viele so das Thema
auch, ich beiße mich durch.
Ich kenne es ja aus Ironman-Zeiten. Je härter,
desto besser und je größer sind die Helden oder wie auch immer.
Aber ich glaube, das ist genauso nicht angebracht mit Heldentum in so einer Situation.
Auf keinen Fall. Also wenn es jetzt natürlich so oberflächliche Abschürfungen
sind, würde ich sagen, okay, machst du mal ein wenig Pflaster drauf oder lässt du es, läufst weiter.
Wenn es aber wirklich so wie so ein Messerstich ist in so einem Gelenk und so
Sachen, dann ist das ein klares Zeichen aufzuhören.
Wenn Funktionseinschränkungen da sind, die eher auf so einen Bänderriss hindeuten,
da würde ich auch sagen, ganz klar einfach raus.
Aber da gibt es ja auch die wildesten Geschichten, wo die dann irgendwie so
Schmerzmittel auch noch über die Vene geben.
Also die - das war nicht in Österreich, nicht in Deutschland -
aber wirklich so eine Infusion mit Ibu laufen lassen und dieser Mensch,
der konnte einfach nicht mehr laufen. Das würde ich auf keinen Fall machen.
Thema Schmerzmittel ist so das Nächste, was auch echt wichtig ist,
auch gerade bei Erkältung.
Und gerade Ibuprofen ist nicht angezeigt beim Laufen.
Das ist für die Niere Mist, für den Magen vor allen Dingen Mist.
Also ihr könnt mit so einem Ibuprofen schon das ganze Rennen versauen.
Was sagst du, wir haben ja immer wieder das Thema Salz oder wie auch immer.
Wie ist es da? Was sagt der Mediziner zum Thema Salz?
Und ich habe den Podcast von der Juli mir angehört, den ich sehr, sehr gut finde.
Und ich hätte mir den schon mal früher anhören sollen. Man ist ja immer in so einem Aquarium.
Und ich habe für mich da sehr viel rausgenommen aus dem Podcast,
weil das, was sie da beschrieb, ich habe mich da bei zwei DNFs von INFINITE TRAILS
wiedergefunden, was, glaube ich, allein daran lag,
dass man wirklich wissen muss, wie viel man ausschwitzt und wie viel Natrium
da drin ist. Das ist ganz, ganz wichtig, weil es so unterschiedlich ist.
Und der Körper signalisiert es halt zum Beispiel mit Krämpfen.
Oder auch wieder Konzentrationsstörungen, aber vor allen Dingen auch mit Krämpfen.
Und du kannst dann Wasser reinkippen, aber es klappt einfach nicht mehr,
weil dir einfach Salz fehlt.
Oder was die Juli meinte, dieser Salzhunger, auch das, auch ein ganz klares
Signal, aber auch da, bis ich mal verstanden habe, also für mich selber die
Rückkopplung, obwohl ich studiert habe, ich arbeite jetzt nicht in dem Bereich, aber trotzdem,
dass das wirklich wahrscheinlich eines der Hauptprobleme ist.
Das hat auch ein bisschen gedauert, also da hilft dieser Podcast sehr.
Ich empfehle Ihnen auch, in Frankfurt jetzt allen mal empfohlen, sich gerade das von der
Juli sich anzuhören, und sich wirklich vorzubereiten mit dem Thema Salz.
Okay, in den Gels ist Salz mit drin in den meisten, aber ob das ausweicht beim
Einzelnen, ist eine ganz andere Frage.
Und wenn es dann noch heiß wird, wie, wann war denn das?
In den letzten zwei Jahren war es immer sehr, sehr warm und Leute an den Start gehen,
ohne wirklich Kopfbedeckung so richtig, auch wenn es im Heat-Szenario drin ist,
aber dann nur so ein Käppchen oder so ein Tuch oder irgendwas und dann aber
vor dem Graukogel hängen mit einer Hyperthermie.
Und dann hast du aber auch wieder das Problem, du hast die gleichen Symptome wie dir
fehlt Zucker, dir fehlt Salz, aber du hast eigentlich einen Hitzschlag.
Ja, und das ist das Problem halt einfach. Die Leute unterschätzen das halt einfach.
Das heißt, das sieht so locker aus vielleicht.
Ach, da habe ich noch nie ein Problem mit gehabt. Aber Wettkampf ist eine andere Belastung.
Da ist es ja eben nicht mehr 80 Prozent, sondern dann sind es 120 Prozent.
Und wenn du dem Körper die ganze Zeit die Gerte gibst und mit 120% Vollgas gibst,
dann wird da irgendwann auch das Signal kommen.
Was ich mit dir noch ganz gerne besprechen würde, ist jetzt zum Beispiel das
Thema, wir haben jetzt unsere Erkältung erkannt, wir haben uns entschieden,
wir gehen jetzt nicht bei INFINITE TRAILS an den Start, was natürlich sehr schade
ist, waren trotzdem da, weil wir die Party nicht verpassen wollen und das ganze
Community-Feeling.
Wie steige ich wieder in das Training ein?
Ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, weil da wollen ja auch viele
mehr als irgendwas anderes.
Und welche Fehler darf man dort nicht machen? Sonst kommt man wahrscheinlich
genau in dieselbe Problematik hinein.
Es gibt in dem Zusammenhang vom Fußball gibt es so Return-to-Play-Protokolle, auch orthopädische.
Und es gibt seit Corona auch so Ansätze mit Return-to-Play für Infektionen der oberen Atemwege.
Und das sagt meistens aus, du hast zehn Tage die akute Phase oder auch zwölf Tage
und dann geht es langsam los mit 60 Prozent der Herzfrequenz belasten einen Tag,
zwei Tage moderates Training mit 75 Prozent und das aber nochmal locker zehn
Tage so weiter, bis du wieder voll einsteigst in diesen Trainingsmodus.
Das sind die drei Wochen, die du vorhin erwähnt hast, bis man da wirklich wieder
voll trainieren kann und wenn man, also auch aus der eigenen Erfahrung,
die drei Wochen nimmt sich kaum jemand.
Die Leute sind bei zehn Tage so maximal, meist nur eine Woche, und dann wird wieder
voll gelaufen, dann wird eine 4,30er-Pace gelaufen bei so einem Social Run und so ein Kram.
Und das ist einfach wirklich gefährlich, weil wieder die Myokarditis drüber
schwebt, die auch wirklich Monate danach erst auftreten kann und ihr kriegt es
nicht mit, weil die Symptome sind die ganze Zeit da, ihr denkt,
okay, verschleppter Infekt.
Noch so ein bisschen müde, nicht richtig auskuriert, aber es wird trotzdem weitergemacht.
Da ist dann der Druck und der Ehrgeiz, nicht den Körper gesund zu halten,
sondern so schnell wie möglich wieder in dieses Training einzusteigen und wenn
man jetzt mal zwei Wochen aber mal nichts macht, verliert man auch nicht viel.
Oder wahrscheinlich überhaupt nichts. Also man kommt wahrscheinlich sogar gestärkt
und mental viel freier wieder da raus.
Ich glaube, es ist einfacher für die Leute, bei so orthopädischen Problemen das
ernst zu nehmen, weil da Schmerzen da sind, meistens, und man sieht's irgendwie,
so ein Knochen ist was Greifbares, da kann man mit umgehen.
Immunsystem ist so eine Blackbox, das ist so komplex und auch so unverstanden,
auch die Myokarditis an sich, der ganze pathophysiologische Ablauf ist immer
noch so unklar und die Therapieoptionen so begrenzt,
dass die viele Leute, vielleicht auch aus Angst, einfach ausblenden.
Wird schon gut geht, machen wir einfach weiter.
Aber es kann halt richtig, richtig, richtig schief gehen. Und wenn ihr eine
akute hattet, also eine chronische, und ihr die überlebt, hoffentlich irgendwie,
dann ist mit Trailrunning auch nicht mehr viel los danach.
Und das wäre auch mit Wandern auch nichts mehr, weil einfach die Belastungsfähigkeit
nicht mehr da ist. Ja, das ist unfassbar.
Also ich kenne so viele Fälle vom Expeditionsbergsteiger bis zum Top-Triathlet,
bis zum Top-Läufer, die nach Corona nicht mal mehr Treppen steigen können.
Also das ist wirklich nicht zu unterschätzen. Also ob das Corona ist und Corona
ist ja weiterhin da. Es ist ja nicht so, dass Corona nicht mehr existiert.
Und gerade du als Infektiologe hast mit dem Thema wahrscheinlich
täglich noch in den Kliniken auch dementsprechend zu tun.
Neben einer Ebola oder weiß was ich, wenn jemand in Frankfurt am Flughafen ankommt. Aber -
ich glaube, das, was wichtig ist, ist, dass die Leute wirklich in ihren Körper
hineinhorchen, dass sie Signale erkennen und dann auch dementsprechend eigentlich
die Schritte tun und so wie du das sagst, einfach ein Programm ablaufen lassen.
Das heißt, falscher Ehrgeiz bringt mich nicht weiter, diese Return-to-Play-Programme
finde ich super interessant und finde ich spannend und andere Sportarten machen es ja auch vor.
Also das ist ja jetzt nicht so. Natürlich reden wir jetzt auch wieder über einen
kleinen Prozentsatz, der einen Ultra läuft oder wie auch immer.
Aber auch der 15Kler wird genauso
davon betroffen sein, dass es ja nicht irgendwie was, was an der Strecke ist.
Was ich mit dir nochmal gerne erörtern möchte, ist so das typische,
zwei Wochen vor dem Training oder vor dem Wettkampf.
Das heißt, ich bin fit. Meine Werte stimmen bis zum Gehtnichtmehr.
Dann fange ich so die letzten Tage vor dem Rennen das Tapern an.
Und da ist es ja dann genauso das Thema, jedes Training bedeutet ja eigentlich
irgendwo eine Entzündung im Körper.
Und wenn ich dann tapere, dann gebe ich dem Körper ja im Prinzip eine Ruhephase.
Und da breiten sich diese Entzündungen wunderbar aus, weil ja auch das Stresshormon,
das Cortisol, nicht mehr ausgeschüttet wird.
Wie kann ich denn damit umgehen und wie kann ich mich denn schützen,
wenn ich das vermeiden möchte, dass der Taper-Effekt eigentlich nicht eintritt,
sondern der Taper-Effekt eigentlich in einen DNF-Effekt hineinläuft.
Also einmal schon, indem man während dem Training, während der Vorbereitungsphase
versucht, das Cortisol niedrig zu halten und Ruhephase, Regeneration einbaut,
dass eben genug Energie da ist.
Und in dieser Taper-Phase, dass genug Energie da ist.
Da spielt ja auch so ein bisschen dieses Open-Window-Phänomen mit rein oder
Elite-Athlete-Phänomen, wie man das nennen will, dass die Leute sich dann
nach so einem Training anstecken.
Das ist aber genau der gleiche Prozess, weil das Immunsystem einfach keine Energie mehr hat.
Und die Studien, die es dazu gibt, sagen nach dem Training Refill,
Refuel, Recover. Das ist das, was ihr auch schon hattet im Recovery Podcast.
Das Immunsystem braucht genauso Zucker wie alles andere auch,
wie das Hirn, wie der Muskel, wie alles andere auch. Das heißt, da muss genug Energie da sein.
Und um diese Spitzen jetzt vom Cortisol, um darauf nochmal zu kommen, zu vermeiden,
sollte man versuchen, dass auch während dem Training wirklich genug Regeneration
einbauen, genug schlafen und genug qualitativ hochwertig essen,
und aber auch mit Kohlenhydraten trainieren.
Nicht nüchtern trainieren und so ein Kram machen, sondern damit,
das hat eh nur positive Effekte.
Man trainiert schon mal die Glucoseaufnahme im Darm und alles andere und der
Körper hat aber auch genug Energie, um das Immunsystem
am laufen zu halten. Und zum Open-Window-Effekt, da wollt ich nochmal drauf
hinweisen, was jetzt in der akuten Phase - die Leute machen jetzt noch so ihre
Long Runs - das Tauern geht jetzt ja demnächst so nächste Woche los, wäre jetzt schon mehr
oder weniger, aber trotzdem noch Long Runs 30, 40 Kilometer, 20 das alles gut.
Nur, diese Open-Window-Phase ist schwierig, zwischen 3 und 72 Stunden, also ziemlich lang.
Nur in der akuten Phase, ich würde nach einem Long Run vielleicht so Menschenansammlungen
vermeiden, so als Tipp nochmal.
Ich würde da in der Phase, wirkliche diese 3 Stunden danach oder sagen wir mal 5,
mich da nochmal raushalten, um das Risiko für einen Infekt zu minimieren.
Je mehr Menschen auf einem Haufen sind, umso höher ist die Chance.
Und wenn ihr da reingeht mit einem Immunsystem, was noch nicht genug wieder
viel Zucker hat, noch nicht hochgefahren ist wieder, ist die Chance,
sich jetzt noch anzustecken, relativ groß.
Ja, du hast es schon angesprochen, der Recovery-Podcast mit Moritz packt sich
ja dieses Thema eigentlich.
Nimmt sich dieses Thema vor, wo genau diese Dinge, Cortisol-Verhältnisse,
Recovery, dass ein vernünftiges Recovery-Programm auch ins Training gehört.
Das heißt, den Körper nicht ausmergeln, sondern dem Körper auch wirklich die Möglichkeit geben,
sich zu entwickeln und auch die Ruhephasen dann wirklich zu nutzen,
abgesehen von der Überkompensation oder sonstigen Dingen, sondern das ist ja
eher der Trainingseffekt.
Wir reden ja hier eigentlich über den Gesundheitseffekt.
Also das heißt, alles, was ich tue, soll mir ja eigentlich guttun,
damit ich überhaupt in der Lage bin, einen Ultra anzugehen, oder?
Auf jeden Fall. Und man unterschätzt es einfach, wie viel Energie der Körper
da braucht oder wie viel Erholung auch der braucht.
Gerade in den Großstädten ist jeden Tag irgendein Event.
Also du hast einen Social Run, du hast einen Coffee Run, Du hast einen Track-Run,
du hast ein Opening-Run und die Leute sind jeden Tag, also es gibt so eine Spezies,
die bei jedem Ding dabei ist,
wo man sich aber fragt, da ist überhaupt kein Ruhetag drin, wo soll die Erholung
stattfinden? Kann gar nicht sein.
Und auch gerade das Thema Schlaf und qualitativ hochwertiger Schlaf wird auch
komplett unterschätzt.
Ja, Hauptsache man hat den Ring am Finger, der dann das Schlafen misst, oder?
Ich glaube, das ist genau das, was du sagst. Man kann alles überprüfen,
man kann alles monitoren, aber im Prinzip ist es einfach am Ende die Balance
auch im täglichen Alltag.
Das heißt, wie viele Stunden stehen mir trotz des Jobs zur Verfügung und wie
nutze ich diese effektiv, damit ich nicht irgendwo in eine Situation komme,
ich will noch mehr, aber den Körper noch mehr ausmergle.
Also ich fand es super, super spannend.
Man merkt es, du bist Mediziner, aber das Wissen im Prinzip auf lockere Art
rüberbringen, weil du vor allem Trailrunner bist.
Und was ich an dir ganz besonders schätze, ist halt einfach,
du bist nicht so der Typ, DNF ist not an Option, sondern du bekennst dich halt einfach dazu.
Und wenn man ein Rennen mal nicht finisht, dann ist es auch kein Beinbruch.
Ich glaube, das ist viel, viel wichtiger, heil im Ziel wieder anzukommen,
Und dann Spaß gehabt zu haben, trotzdem, wenn man zurückblickt und sagt,
hey, okay, war halt nicht mein Tag, trainiere ich halt fürs nächste Jahr hin,
aber mein Körper ist noch da.
Und das, was du gesagt hast, Myokarditis, es ist traurig, wie viele Social-Media-Posts
ich kommentieren musste mit RIP, Rest in Peace,
gerade bei Sportlern, ob das Corona gewesen ist oder wirklich auch Hochleistungssportler,
die am Ende eine Herzinsuffizienz gehabt haben und sind einfach umgefallen, sind tot gewesen.
Also kein Herzinfarkt oder wie auch immer, so wie du sagst.
Weil der Herzinfarkt ist ja wahrscheinlich eher, du bist ja auch Mediziner der
Inneren, ist ja wahrscheinlich eher bei älteren Menschen mit Verkalkung der Herzkranzgefäße.
Aber so eine Herzinsuffizienz kann auch einen jungen Menschen treffen.
Myokarditis trifft alle Bevölkerungsklassen, von Kindern über Sportler,
alle. Und es ist von den Symptomen so vage und so verwechselbar,
dass es mir auch die Diagnostik so schwierig macht bei dem Ganzen. Und es gibt da keinen...
Was die Leute immer gerne hätten, so ein A und B. Dieses A und B,
schwarz-weiß, den gibt es in der Medizin sowieso nicht. Das ist das nächste Problem.
Und im Zweifelsfall, was man aber auch noch machen kann, weil du vorhin sagtest,
wie man sich verhält, wenn jetzt so ein Infekt kommt, und man ist sich nicht sicher.
Wenn man in so einem Laufclub ist, da ist auch immer irgendein Arzt vorhanden
tatsächlich, dass man mit dem mal das Ganze bespricht. Warum nicht?
Das machen die Leute bei uns in Frankfurt, ich wurde schon öfter angesprochen mit allen
möglichen Themen, auch zu denen, für die ich nicht zuständig bin, aber es ist egal.
Und dass man da einfach nochmal eine andere Meinung kriegt, so einen objektiven
Blick von außen, dass man so ein bisschen rauskommt aus diesem Zwang.
Du bist angemeldet, Hotel ist gebucht, du willst da hinfahren,
du bist auch heiß aufs Rennen.
Das ist auch alles, ich verstehe das total.
Aber im Endeffekt wollen wir den Sport ja auch noch so ein paar Jahre machen.
Also im besten Fall ein Leben lang.
Du hast ja gesagt, du hast den viele der Podcasts hineingehört,
dann hast du auch gehört, den Podcast zur Mountain Awareness,
wo ich nochmal das Duck And Cover Programm von Gundolf in Frankfurt dargestellt habe.
Genau diese Themen, dafür ist unsere Podcast-Serie da, um euch erfolgreich
und gesund über die Ziellinie zu bringen.
Und ich glaube, das ist das Ziel von INFINITE TALK, dem Podcast der adidas
TERREX INFINITE TRAILS in Gastein. Gundolf, vielen, vielen, vielen Dank.
Abschließend, welchen Tipp gibst du Läufern, die sich gerade in der Zwickmühle
befinden, starten oder nicht starten, mm das nochmal zusammenzufassen?
Geht die Liste durch, was Ursachen sein können, wie ihr euch fühlt,
seid ehrlich zu euch, wie ist die Herzfrequenz,
kennt ihr euch aus mit den Messwerten, könnt ihr diese objektiven Messwerte
benutzen wie Herzfrequenzvariabilität oder macht ihr euch da was vor und ihr
wisst eigentlich innerlich schon, okay, das ist einfach keine gute Idee,
ich erhol mich niemals wieder bis zum Rennen, schafft das nicht rechtzeitig,
aber nach dem Rennen ist vor dem Rennen, das nächste ist in einem
Jahr, dazwischen kommen, auch andere Rennen.
Seid einfach ehrlich zu euch und habt Spaß an dem Sport, das wär so mein Motto,
und ihr wollt den Sport ganz, ganz, ganz lange machen und das geht halt nur, wenn ihr gesund seid.
Ich würde mich freuen, dich auf jeden Fall vor 18 Uhr am Stubner Kugel zu
sein, dann weiß ich Bescheid, du bist auf dem Weg in Richtung Ziel.
Das war's mit dem INFINITE TALK, dem Podcast der adidas TERREX INFNITE TRAILS,
heute mit dem Thema Health First.
Unser Gesprächspartner Dr. Dr.
Med. Gundolf Schüttfort. Vielen, vielen Dank, und wir sehen uns spätestens in
drei Wochen bei INFINITE TRAILS. Sehr gerne, danke.
Music.