EPISODE 14: Mountain Awareness

Sicherheit beim Trailrunning, Risiken, Notfallmedizin und die Verantwortung der Trailrunner zur Vermeidung von Unfällen.

11.08.2025 63 min

Zusammenfassung & Show Notes

In der 14. Episode des „Infinite Talk“-Podcasts geht es um das Thema „Berge, Trails und Verantwortung“. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie man sich beim Trailrunning im Gebirge sicher bewegt und welche Risiken dabei zu beachten sind – sei es im Wettkampf, Training oder bei Abenteuern in den Bergen.

Zu Gast sind Hans-Peter Halander, ehrenamtlicher Leiter der Bergrettung Dorfgastein und leidenschaftlicher Trailrunner, sowie Felix Elmauer, Medizinstudent, Trailrunner und TERREX Brand  Ambassador. HP berichtet über seine Motivation für das Engagement in der Bergrettung und gibt Einblicke in die intensive Ausbildung und Anforderungen an Einsatzkräfte. Er betont die Bedeutung von Ausrüstung, Vorbereitung und stetiger Weiterbildung.
Felix spricht über seinen Weg in die Notfallmedizin, seine persönlichen Erfahrungen im alpinen Gelände und die Bedeutung realistischer Selbsteinschätzung. Beide Gäste weisen auf die Unberechenbarkeit des Wetters in den Bergen hin und wie wichtig es ist, Warnsignale ernst zu nehmen.

Neben den Risiken geht es auch um die Faszination des Trailrunnings: Die Natur wird als Rückzugsort und Herausforderung zugleich beschrieben. Dennoch betonen beide, dass Begeisterung nicht zu Leichtsinn führen darf – gute Planung, passende Ausrüstung und Rücksicht auf Natur und Mitmenschen sind essenziell.
Ein zentrales Thema ist die Eigenverantwortung: Wer in die Berge geht, sollte sich der potenziellen Gefahren bewusst sein und vorbereitet starten. Besonders bei plötzlichen Wetterumschwüngen, etwa Gewittern, kann das entscheidend sein. Der Podcast schließt mit einem Appell an alle Bergsportler, ihre Verantwortung ernst zu nehmen – für sich selbst und für andere.

Takeaways
  • Bergrettung erfordert jahrelange Ausbildung und Engagement.
  • Trailrunning bietet eine Flucht aus dem Alltag.
  • Selbsteinschätzung ist entscheidend für die Sicherheit.
  • Vorbereitung auf Touren ist unerlässlich.
  • Die richtige Ausrüstung kann Leben retten.
  • Gewitter im Gebirge sind gefährlich und schnell wechselnd.
  • Pflichtausrüstung sollte als Schutzausrüstung betrachtet werden.
  • Erste Hilfe-Kenntnisse sind für Trailrunner wichtig.
  • Technologie kann bei der Sicherheit unterstützen.
  • Die Natur erfordert Respekt und Wissen.

Transkript

Music. So, herzlich willkommen zum INFINITE TALK, mittlerweile Episode Nummer 14 und heute mit dem Thema Berge, Trails und Verantwortung - sicher unterwegs im Gelände, Wetter, Risiken und Rettung. Ganz, ganz wichtiges Thema, nicht nur bei den INFINITE TRAILS in Gastein, sondern natürlich auch, wenn ihr beim Trainieren seid, um euch vorzubereiten für euren großen Tag. So, bei mir sind zwei ganz besondere Gäste heute und zwar einmal Hans-Peter Harlander, ehrenamtlicher Chef der Bergrettung in Dorfgastein im wirklich schönen Trikot oder im richtig schönen T-Shirt der Bergrettung, aber die meisten werden HP auch kennen, er ist ein begeisterter Trailrunner und zusätzlich auch der Race Manager der adidas TERREX INFINITE TRAILS in Gastein. Zum anderen, den anderen kennt ihr schon, Felix Ellmauer, ebenfalls Gasteiner, begeisterter Trailrunner, Medizinstudent, gerade am Freitag die Prüfung erfolgreich hoffentlich abgeschlossen und damit geht's ins nächste Semester. Und ja, Felix ist nicht nur begeisterter Trailrunner, nicht nur Medizinstudent, sondern auch TERREX Ambassador. Und wenn ihr euch erinnert, an unseren Equipment-Podcast im letzten Jahr, dann wisst ihr noch, wie Felix mit dabei gewesen ist, als wir uns über Stöcke und viele andere Dinge unterhalten haben. Ich habe schon gesagt, ganz, ganz wichtiges Thema, Wetter, Risiken und Rettung. Viele unterschätzen das Thema Wetter insbesondere natürlich im Gebirge. HP, das ist ja sein Spitzname, also wir werden jetzt nicht Hans-Peter Harlander sagen, sondern eigentlich kennt den HP nur jeder als HP. HP, du engagierst dich sehr stark ehrenamtlich bei der Bergrettung, bist Race Manager von INFINITE TRAILS. Was motiviert dich eigentlich so viel Zeit in deiner Freizeit in Sachen Safety und Security zu investieren? Ja, ich glaube, bei mir ist das schon in die Wiege gelegt worden. Mein Vater ist über 55 Jahre bei der Bergrettung, ich mittlerweile 25 Jahre aktiver Bergretter. Und natürlich bei uns in Gastein wächst man unweigerlich mit den Bergen auf, ist von klein auf in den Bergen. Und da ist auch dann irgendwann das Verlangen gekommen, auch was Gutes zu tun. Und man kriegt natürlich auch die Verletzungen, die Unfälle in den Bergen mit und wächst auch schon eigentlich in das Ganze mit hinein. Ja, ehrenamtlich heißt ja, das ist kein Beruf, den man jetzt dementsprechend wählen kann. Das heißt, ihr habt alle noch einen eigenen Beruf und wartet eigentlich dann - hoffentlich nicht - dass der Piepser losgeht und dass man alarmiert wird. Wie viele Mitglieder sind so in der Bergrettung wie in Dorfgastein? Ja, in Dorfgastein haben wir aktuell 35 aktive Mitglieder, also die alle ihre Befähigungen abgeschlossen haben, ihre Kurse abgeschlossen haben, auch ihre jährlichen Stunden, Übungsstunden haben, damit sie auch in den Einsatz gehen können. Weil es ist für uns natürlich auch wichtig, dass man seine Übungsstunden verpflichtend ablegt, so dass man auch einsatzfähig ist. Also man muss schon ganz schön viel Zeit investieren, auch in Ausbildungi In Übungen, das ist nicht irgendwie so ein Thema, ich komme mal heute da vorbei und bin dann Bergretter, sondern das heißt, das sind alles Bergführer auch und die sich wirklich gut am Berg auskennen. Ja, also wie gesagt, wir haben auch Bergführer dabei, aber es gibt Grundausbildungen, das geht über fünf Jahre, wo man die abschließen muss. Das sind ja Wochenkurse in Eis, Fels und Schnee und Erste Hilfe, natürlich auch vorrangig. Dann gibt es eine Abschlussprüfung, und dann ist man eigentlich fertiger Bergrettungsmann oder Bergrettungsfrau. Wir haben ja natürlich auch mittlerweile schon sehr viele Frauen bei uns in der Bergrettung in Österreich, auch aktuell in Dorfgastein haben wir drei Mädels mit dabei und ja, wie gesagt, man muss da schon Freizeit opfern für die ganze Geschichte - aber was heißt opfern, man macht ja das gern, zur Hilfe des Nächsten, gerade in die Bergen und darum ist auch wichtig, die ganzen Schulungen, Ausbildungen zu machen, weil ich muss mich ja auf jeden einzelnen von meinen Männern und Frauen im Einsatz verlassen können. Felix, aufgewachsen in den Gasteiner Bergen, das heißt sehr, sehr früh mit den Bergen auch natürlich in Kontakt gekommen. Jetzt Medizinstudent und ich weiß, so das Thema Notfallmedizin, das ist so eine Passion von dir, auch wenn es vielleicht jetzt nicht am Ende der große Berufswunsch werden wird, aber Notfallmedizin und Rettung und solche Dinge, die liegen dir am Herzen oder die begeistern dich - oder willst eigentlich vielleicht auch was zurückgeben? Ja, genau. Also auch gleichermaßen bin ich relativ früh irgendwie so mit diesen Themen in Berührung gekommen. Auch dadurch, dass mein Papa jetzt bei der Bad Gasteiner Bergrettung recht viel involviert ist, sind mir diese Themen ja auch mehr oder weniger zu einem gewissen Grad in die Wiege gelegt worden. Ich habe da schon ganz früh mit meinem Papa viele Sachen geübt und trainiert. Ich habe auch viel mitbekommen, wenn es so darum gegangen ist, der Papa hat einen Einsatz und er muss jetzt ausrücken und da ist irgendwo sicher diese Begeisterung entstanden. Und ja, dass das dann quasi natürlich, jetzt habe ich mein Medizinstudium angefangen und begeistere mich nach wie vor irgendwie so für diese Intensivversorgung mit allen Aspekten. Es ist jetzt schwer, irgendwie das als Karriereziel zu definieren. Also Medizin hat so viele Facetten, aber ich kann mir nach wie vor vorstellen, dass es mal später so irgendwie in diese Richtung gehen kann oder soll. Einfach weil es so ein diverses Feld ist, mit so vielen Facetten, wo man auch sehr viel zurückgeben kann und es ist schon so, dass man im Medizinstudium irgendwann merkt, für welche Sachen man geschaffen ist, also es gibt sicher Leute die sind mehr oder weniger jetzt für gewisse Fachrichtungen, wie zum Beispiel die Notfallmedizin, geschaffen und bei mir ist es schon so dass ich merke, dass ich mit dieser Art von Situationen umgehen kann. Und deswegen kann ich mir vorstellen, dass es später dann einmal in diese Richtung geht. Ja, da muss man schon ganz schön abgehärtet sein. Also ich glaube, das kannst du bestätigen, HP, wenn man so an Bergunfälle kommt oder so oder auch wenn man das nie hofft, aber auch manchmal jemanden tot bergen muss, das ist nicht irgendwie so eine Geschichte, wo man zart besaitet sein kann, sondern da muss man auch wirklich schon hart drauf sein. Ja genau, es gibt natürlich auch immer schlimme Momente, eben wie du es ansprichst mit Todesfällen, das ist Gott sei Dank eher die Seltenheit bei uns herinnern, überwiegend dann die schönen Momente, wo man auch Familien oder Kinder oder auch Verletzte wieder heil runterbringt oder auch teilweise Unverletzte bei Suchaktionen, was bei uns auch so ein Thema ist, die wieder wohlbehalten ins Tal runterbringt. Das ist dann nachher an der Lohn von der ganzen jahrelangen Ausbildung und für das, was man sich ehrenamtlich tagtäglich zur Verfügung stellt, um da auch anderen Mitmenschen in Bergnot sozusagen zu helfen. Immer mehr Menschen entdecken die Berge mittlerweile und die Trails natürlich auch für sich. Trailrunning ist ein unglaublich boomender Sport. Was glaubt ihr, was fasziniert die Trailrunner denn ganz speziell daran, in die Berge zu gehen? Also ich meine, laufen kann man ja eigentlich überall, aber Felix, was glaubst du, was ist das Besondere eigentlich so am Trailrunning, insbesondere zum Beispiel in den Gasteiner Bergen? Ich glaube, es ist wirklich so diese Flucht in eine komplett Separate Reality. Also wenn man so quasi aus der Stadt rauskommt und in die Berge geht, dann wechselt man einfach so das Universum, in dem man sich aufhält. Man ist in einer ganz eigenen Welt. Und viele sehen das schon irgendwie als Zuflucht, glaube ich. Es hat das Potenzial, ein unglaublich cooler Spielplatz zu sein - natürlich mit seinen Gefahren, die es beherbergt. Und natürlich bietet es auch Platz, sich wieder ganz auf eine andere Art und Weise mit sich selber auseinanderzusetzen. Also es geht dann nicht mehr um irgendwie beruflichen, alltäglichen Stress, sondern es kommt auf einmal wieder auf ganz andere Sachen drauf an. Es geht darum, wie erreichen wir das Tourenziel vielleicht oder das Laufziel, das ich mir für den heutigen Tag gesteckt habe und geht dann um so banale Dinge wie, ja, habe ich genug Wasser, habe ich genug Verpflegung mit, reicht meine Energie für das und ich muss mich so auf eine ganz andere Art und Weise mit mir selber und auch mit meinem Körper auseinandersetzen. Eben etwas, dass man jetzt vielleicht so im beruflichen Alltag zurücksteckt oder teilweise komplett vergisst. Wenn man dann so merkt, man hat eigentlich schon ewig lang nichts mehr gegessen oder ist so nebenbei, merkt eigentlich überhaupt nicht mehr, wie es dem Körper eigentlich geht. Und das rückt dann auf einmal in so einem Setting wieder sehr stark in den Vordergrund. Und das ist, glaube ich, auch einer der vielen Gründe, warum die Leute jetzt wieder umso mehr in die Berge gehen. Aber das genau birgt ja die Gefahren auch heutzutage, das heißt also gerade die Flucht aus dem Alltag hinein in was Neues. HP, ihr werdet oft wahrscheinlich zu diesen Einsätzen gerufen. Früher waren es halt wirklich Bergnot oder Bergunfälle, dass jemand vielleicht auch in der Wand abgestürzt ist. Aber immer, immer mehr, und das weiß ich auch aus Gesprächen mit Kollegen von dir in Deutschland oder auch in Österreich, dass man es eigentlich auch schon leid ist, dass man die Leute einfach irgendwo holen muss, die sich nicht vorbereiten, die nicht achtgeben, das Wetter nicht einschätzen können und auch nicht die richtige Ausrüstung haben, und dadurch aber auch das Leben der Bergretter gefährden. Ja, genau. Die größte Gefahr birgt sich beim Läufer selber noch immer in der Selbsteinschätzung. Ausrüstung wird mittlerweile immer, immer besser, muss man ganz ehrlich sagen. Es gibt schon noch vereinzelte Fälle, wo man sagt, einfach Wahnsinn, wie kommen mit der Ausrüstung überhaupt auf den Berg gehen. Ich sage, das entwickelt sich Gott sei Dank in eine sehr gute Richtung, aber viel sieht man einfach auch die Selbstüberschätzung, die man einfach hat, dass sich die Leute zu wenig vorbereiten, zu wenig auf die Tour vorbereiten, in ein schlechtes Wetter hineinkommen, einfach das nicht einschätzen können wie schnell kann das passieren, gerade im Gebirge oben, man glaubt es einfach nicht, wie schnell sich das Wetter umschlägt. Die Länge von der Tour, einfach unzureichende Vorbereitung auf die Tour. Das ist essentiell heute, wenn man in die Berge geht, eine super Tourenplanung, ob Läufer oder Bergsteiger, ganz egal. Man hat das zu planen, was traue ich mir selbst zu, in was für einer Zeit, die Distanzen einschätzen. Oft, wenn man rauffährt, auf einen Gipfel raufkommt, man sieht da in der Ferne den nächsten Gipfel und denkt, da möchte ich noch hin, da möchte ich rüber, das schaffe ich leicht, aber doch auch diese Einschätzung rein vom optischen, da überwiegt oft auch die Vorfreude noch, und dann merkt man irgendwo mittendrin, wie der Felix erst schon gesagt hat, ich will jetzt trinken, ich will essen, irgendwann kommt der Hungerast und dann ist vorbei. Ja, ich glaube, das ist genau das, was ihr beide gesagt habt. Gerade das Thema der Fehleinschätzung oder auch gerade das Thema Selbsteinschätzung ist, glaube ich, ein sehr, sehr wichtiges Thema. Wir haben den HP kurz verloren, bist du wieder da? Hallo? Ja, momentan scheint er nicht dabei zu sein, aber ich sehe ihn noch, aber vielleicht hat er eine schlechte Verbindung. Bleiben wir dran, Felix, beim Thema, wenn man sich so ein Thema vornimmt, also wir haben jetzt gerade gehört, wenn man zum Beispiel, was weiß ich, einen Ultra laufen will. Beim Rennen verlässt man sich auf den Organisator. Da kriegt man die Informationen, da ist ausgeschildert, da kriegt man Wetterinformationen, aber man will ja auch vielleicht mal ein Ultra selber laufen oder 40, 50 Kilometer in den Bergen unterwegs sein. Wie bereitet man sich darauf vor? Ja, vor allem einmal klein anfangen. Also man läuft jetzt sicher nicht als ersten Trailrun irgendwie einen Ultra und darf sich da nicht zu viel verleiten lassen. Also es wird oft sehr viel auch gepostet von anderen Leuten, irgendwelche unglaublich großen Touren, irgendwelche Abenteuer, die eigentlich das eigene Können bei Weitem jetzt übersteigen. Und da darf man sich ja nicht zu schnell verleiten lassen, sowas zu probieren selber. Also man ist immer noch in den Bergen unterwegs und die Berge verzeihen da relativ wenig. Wie gesagt, sie können ein unglaublich schöner Spielplatz sein, aber man muss sich ja da an die Spielregeln halten, irgendwo. Und deswegen heißt es, mal quasi in einem bekannten Setting anfangen und sich dann langsam hocharbeiten und da die Distanzen dann langsam zu steigern und sich selber irgendwo immer besser kennenzulernen. Also es geht darum, die Natur und die Berge immer besser zu verstehen und die Risiken einzuschätzen, aber den eigenen Körper immer besser kennenzulernen. Und das ist eigentlich eine schöne Reise, auf die man sich da begibt, aber man muss sich auch auf diese Reise begeben. Also wenn man da Schritte überspringt, das wird langfristig nicht funktionieren und schreit nur danach, dass irgendwann einmal Unheil passiert. Von dem her ist das einfach, ja man muss wirklich jedes dieser verschiedenen Levels abhaken, bevor man dann ins nächste Level steigt. Auch wenn andere vielleicht schon viele Levels weiter sind. Dann kann man das zwar als Inspiration und als Motivation nutzen, aber wie gesagt, man muss diese verschiedenen Schritte alle selber gehen, dass das langfristig funktioniert. Und gerade jetzt was Ultras betrifft, es ist ja so ein Ding im Trailrunning, dass eigentlich der Marathon schon mehr oder weniger aus Kurz- beziehungsweise Mitteldistanz zählt. Da darf man auch kein falsches Bild davon bekommen. Also viel zu schnell reden da irgendwie Leute davon, dass sie sich für den nächsten Marathon oder eben Ultra angemeldet haben. Irgendwie in Distanzen 50 Kilometer aufwärts. Und da darf man nie vergessen, dass das wirklich, wirklich weit ist und eine wirklich, wirklich große Belastung ist für den Körper und auch wenn es genügend Veranstalter gibt, die diese Distanzen anbieten und sich die Leute da in Scharen anmelden, darf man wirklich nie die Ernsthaftigkeit von so einem Rennen vergessen. Weil es eben, ja, man kann dann schon sehr ernste Situationen erleben. Und wie du vorher gesagt hast, dass eben ein Ultra im Rahmen von einem Veranstalter oder von einem organisierten Rennen ist zwar schön und gut, weil es gibt mehr Service auf der Strecke und so weiter, aber man darf jetzt seine Eigenverantwortung da einfach nie vergessen. Also man ist trotzdem immer noch auf sich selber gestellt Und man kann trotzdem in sehr, sehr brenzlige Situationen kommen. Das heißt jetzt nicht, dass man da irgendwie, ja, dass man da auch die Hilfe zu jedem Zeitpunkt irgendwie, dass da sofort wer zur Stelle ist. Es sind doch, auch wenn extrem viele Freiwillige auf der Strecke sind, sind doch immer wieder große Distanzen, wo keiner, kein Streckenposten am Weg steht oder wo einfach auch die Rettung sich kompliziert gestaltet. Von dem her ist es auch kein Selbstläufer, auch wenn man das Ganze im organisierten Rahmen macht. Ja, ich glaube, das, was du gesagt hast, ist sehr, sehr spannend. Und das ist so das Thema, ich nehme an einem Rennen teil und dann ist die Selbstverantwortung weg und ich brauche mich nicht mehr darum kümmern. Erinnerst du dich noch vor vier Jahren im Mai 2021, ich glaube, das war das Yellow River Stone Forest Race in China, ein 100-Kilometer-Rennen, 172 Starter sind gestartet, auch unten im Tal war noch blauer Himmel und einigermaßen gutes Wetter, aber jeder im Tanktop, jeder in der kurzen Hose, und dann ist man gestartet. Nach 30 Kilometern gab es dann Gewitter, Schnee, Hagel, Eisregen und tragischerweise sind dort 21 Athleten ums Leben gekommen, acht nochmal schwer verletzt ins Krankenhaus gekommen, weil man mit Sicherheit eine Fehleinschätzung hatte, was das Wetter betrifft, aber auch, weil die Athleten selber mangelhaft ausgerüstet waren. Bist du selber schon mal in einer brenzligen Situation gewesen? Ja, auf jeden Fall. Also, wie du sagst, dieses Rennen war ein klassisches Beispiel von dem eigenen Kopf komplett ausschalten und eigentlich nur mehr quasi glauben, dass man in dem Rennen jetzt unverletzbar ist. Und ja, also ich glaube, das ist ein Ding, über das sollte man ganz offen reden, dass solche Situationen existieren und dass man selber da einfach nicht davor gefeit ist, dass man in so eine Situation kommt. Ich bin, also jetzt nur mal um ein Beispiel zu nennen, vor, ja mittlerweile ein paar Jahre, das müssen schon über fünf Jahre sein, bei uns daheim wirklich, in meinen Heimatbergen habe ich eine Tour gemacht, die sich jetzt nicht wirklich auf befestigten Wegen abspielt, aber wo mir die Berge halt doch sehr bekannt sind. Da habe ich eine Tour gemacht und Mich beim Abstieg leicht verlaufen. Im Endeffekt bin ich in einer sehr steilen, ausgesetzten Wand geendet, und habe eigentlich - jetzt im Nachhinein - viel zu spät, habe ich das bemerkt, dass ich mich jetzt wirklich in einer schwierigen Situation befinde, dass ich weit weg von jedem Weg bin. Dass eigentlich der Zeitpunkt umzudrehen, dass der mir schon viel früher hätte kommen sollen. Und habe dann quasi probiert, einfach immer weiter abzusteigen und bin in diese Wand, eigentlich wirklich war das eine Wand, wo halt so einzelne Bäume rausgewachsen sind, und bin da halt irgendwie runtergeklettert, mehr oder weniger, und fing es auch noch an zu regnen und alles ist mega rutschig geworden. Und ich war dann wirklich so in einer Situation, wo es eigentlich auch kein zurück mehr gegeben hat. Und Gott sei Dank ist das Ganze glimpflich ausgegangen. Also ich bin dann aus dieser Wand unten rausgekommen und war so froh, dass ich unten war, dass ich wirklich so durch ein Brennnesselfeld geschlendert bin und das gar nicht gemerkt habe, dass ich in den Brennnesseln stehe und eigentlich alles sticht. Aber genau das war so ein Ding, wo eigentlich ist man in einem Umfeld, das ein sehr bekannt ist, und merkt gar nicht, wie man so "dem Biest ins Maul läuft". Und es geht so schnell, dass da eine Situation irgendwie aus der Bahn läuft und man in einer Situation ist, die man überhaupt nicht mehr unter Kontrolle hat. Und ja genau, das war so ein Beispiel, über das ich auch dann reden will, weil es einfach wichtig ist, dieses Bewusstsein für diese Dinge zu schärfen. Kommt dir das bekannt vor, HP? So dieses typische Verhalten, also ich habe jetzt gerade das Beispiel gebracht von China, es gibt ein anderes Beispiel, dass ein Lehrer im Kleinwalsertal mit einer Schülergruppe über eine App gegangen ist, wo dann stand, nette Feierabendwanderung und 26 Helikopter sind ins Kleinwalsertal aufgebrochen, weil die Gruppe gerettet werden musste. Ist das auch so ein Thema, dass man denkt, heute mir Digital-Apps uns allem Pipapo, aber es gibt ja niemanden, der diese Einträge eigentlich kontrolliert. Das ist ja meiner Meinung nach ein großes Problem, gerade wenn es um solche Touren geht. Ist das ein Problem, was ihr mehr und mehr seht, dass die Leute so das Instagram-Feeling haben, locker, tolle Tour, es geht nur um den Ausblick oben, es geht um das Foto, aber dann komplett diesen ganzen Approach eigentlich zu diesem Punkt vergessen? Ja, auf jeden Fall. Also, wie gesagt, es gibt so viele Apps, gute wie schlechte, muss man auch ganz ehrlich dazu sagen. Und es ist natürlich ein sehr hilfreiches Tool und was auch sehr wichtig ist, dass man es mit hat, auch beim Laufen, gerade ein essentielles Tool. Aber man merkt es halt immer wieder mehr, einfach auch, dass sich die Leute auf das verlassen. Du sagst, Instagram, das ist leicht zum Schaffen. Da sind wir wieder bei dem Thema, einfach die Selbsteinschätzung, was fehlt. Wir haben das jetzt kurz zurückgekommen auf den Thema mit China, mit der Schlechtwetter-Kapriole. Wenn du dich erinnern kannst, letztes Jahr bei unserem Community-Run im Juni, wir waren auf knapp 1800 Meter und es hat geschneit. Ich habe mit meiner Gruppe nachher noch einmal kurz da oben beim Runterlaufen inne gehalten und habe ihnen einmal gesagt, so jetzt bleibt einfach einmal verschwitzt mit dem Zeug, das ihr anhabt, für fünf Minuten stehen. Da habe ich ihnen erklärt stellt euch vor ihr verstaucht euch jetzt den Knöchel und in dieser Wetterlage, in dieser Situation, brauchen wir mindestens 40 Minuten bis eine Stunde, dass wir als Bergrettung da vor Ort sind bei so einem Wetter, wo wir uns jetzt gerade befinden. Dann ist den Leute einmal bewusst geworden, was heißt das? Bekleidung mitzuhaben, Pflichtausrüstung, was nimmt man mit auf dem Weg? Das sind einfach solche Sachen, die sagt dir deine App nicht. Du musst jetzt das und das mitnehmen. Und da sind wir wieder bei der Tourenplanung. Auch ein gutes Beispiel, was Pflichtausrüstung betrifft. Eigentlich ist der Name ja falsch. Pflichtausrüstung ist klar, ist die Pflicht des Veranstalters, ein bestimmtes Equipment und Ausrüstung abzufragen. Aber eigentlich sollte es ja so sein, dass die Leute verstehen, dass es mir ja hilft und mich schützt. Eigentlich müsste es Schutzausrüstung heißen und nicht Pflichtausrüstung. Ich fand das ein ganz gutes Beispiel beim Community Weekend letztes Jahr. Felix war auch dabei oben am Fulseck. Wenn man aus der Gondel ausgestiegen ist, die ein oder anderen, die an der Mittelstation eingestiegen sind, waren froh, wenn sie oben wieder aufgewärmt gewesen sind. Aber es gab letztes Jahr ein Rennen, auch genau um das Community Weekend, wo die Leute uns abends WhatsApps geschrieben haben, dass sie sich nachts auf die Hand gepinkelt haben, ansonsten wären ihnen im Prinzip die Händen erfroren. Vielleicht ist es mal so ein Thema für den angehenden Mediziner. Hyperthermie heißt ja Unterkühlung. Und bereits bei einem Grad unter der Körpertemperatur von 37 Grad, Felix, geht es ja schon in eine Unterkühlung. Das heißt also 36 Grad und wenn es dann weiter runter geht - was sind so typische Symptome, die dann der Körper eigentlich zeigt, wenn er unterkühlt ist? Also man fängt dann in erster Linie - also um den Begriff nochmal zu klären, Hypothermie ist die Unterkühlung, Hyperthermie wäre dann das Überhitzen und bei einer Hypothermie, das Erste, was man so anfängt, ist ohne Kontrolle zu zittern, das ist so der letzte Versuch des Körpers irgendwie noch selber ein bisschen Wärme zu generieren. Und dann fängt der Körper langsam aber sicher an, zu zentralisieren, also man stellt die Gefäße, in den weiter entfernten Extremitäten halt ganz eng, dass sie weniger durchblutet werden, um einfach zu schauen, dass die lebenswichtigen Organe, also das Herz und das Hirn, noch genügend Wärme und Blut bekommen. Und dann fangen eben die Finger an abzufrieren oder zuerst sehr kalt zu werden. Das kann man so testen, indem man auf den Fingernagel drückt und die Zeit zählt, bis wieder Blut hineinschießt. Und wenn das so über 2-3 Sekunden lang dauert, dann kann man schon davon ausgehen, dass da das Gewebe wirklich wenig durchblutet ist. Auch werden dann irgendwann die Lippen leicht bläulich, also man kennt das vielleicht eh früher vom Schwimmbad, wenn einem sehr kalt ist, dann ist das auch so ein Zeichen, dass der Körper unterkühlt. Und irgendwann, wenn es dann wirklich kritisch wird, wird man natürlich leicht schläfrig irgendwann und dann wird es wirklich sehr ernst. Also dann ist wirklich allerhöchste Eisenbahn, dass man irgendwie den Körper wieder aufwärmen soll, weil wenn man dann einschläft, läuft man Gefahr, dass man nicht mehr aufwacht und es geht bei so kaltfeuchten Bedienungen relativ schnell. Ja, das ist, glaube ich, das, was die meisten wirklich unterschätzen. Du hast es ja gesagt, man wird schläfrig oder man ist kalt, man hat Muskelkontraktionen, das heißt, man fängt zu zittern an. Das bedeutet auch, dass die kognitiven Fähigkeiten auch nachlassen. HP, das heißt Sturzrisiko, wenn mir kalt ist, dann konzentriere ich mich auf meinen Körper, aber schaue nicht mehr vorne hin, was mir da passiert. Und dann ist das Verletzungsrisiko noch ein Vielfaches höher. Ja, auf jeden Fall. Also ich glaube, wenn man unterkühlt ist und nacheinander zusätzlich unter Stress ist und man will unbedingt runter und sich in Sicherheit bringen, der Kopf denkt dann nachher nicht mehr ganz klar. Und natürlich, der sagt, runter in die Sicherheit und natürlich das Sturzrisiko steigt immens in solchen Situationen. Also wie gesagt, und da ist es einfach auch immer wichtig, dass ich einfach gewisse Bekleidungsstücke, egal, auch wenn ich herunten starte bei plus 30 Grad, es kann auf 2000 Meter innerhalb von einer halben Stunde schneien. Es gibt Wetterumstürze und Wetterumbrüche, gerade bei uns in Gasteinertal, wo wir auch stark über 2000 Meter hochkommen, sprich in Sportgastein drinnen sind, da geht das relativ schnell. Und das unterschätzt man einfach. Aber man redet nicht nur von Wetterumsturz, von den Extremen, sondern einfach auch, wenn ich mich oben verletze und auf Hilfe warten muss. Das kann auch bei schönem Wetter sein. Oben am Berg fühlen sich halt 10 Grad mit Wind an wie 5 Grad. Oder 20 Grad wie 10 Grad. Und dann, wie der Felix gesagt hat, es geht nachher relativ schnell. Man ist verschwitzt, man hat nichts Gescheites mit zum Anziehen und der Körper fängt halt schnell an, auszukühlen. Aber dafür habe ich ja eigentlich meine Rettungsdecke dabei, oder? Weil das ist ja so ein fantastisches, wärmendes Mäntelchen eigentlich. Aber das hat man auch in China damals gesehen. Wenn der Sturm kommt und jeder mal versucht, so eine Rettungsdecke dann auszupacken, dann reicht eine Windböe und die Rettungsdecke ist weg. Also das heißt, ich brauche mich nicht darauf zu verlassen, wenn ich so eine goldene Rettungsdecke dabei habe, die hilft mir mit Sicherheit, aber die ist ja auch dafür nicht gemacht worden. Die ist für Unfälle im Straßenverkehr oder weiß was ich, wo die Leute dann eingepackt werden und warm gehalten werden sollen. Felix, warum glaubst du, ist das Thema Pflichtausrüstung so hart diskutiert und so ein, ja, mir tut es immer weh, wenn wir mit den Leuten diskutieren müssen. Eigentlich ist es ja unheimlich wichtig, auf die Gefahren vorbereitet zu sein, so wie HP das gesagt hat. Also, wenn wir irgendwo hin müssen, das ist jetzt auch wieder, beim Rennen ist es vielleicht noch einfacher, aber beim Rennen braucht ihr auch 20 Minuten, je nachdem, wo man hin muss. Wenn ich unterwegs alleine bin, dann ist es ja noch länger, das heißt, dann ist der Zeitpunkt bis eine Bergrettung kommt ja noch länger. Was glaubst du, warum ist das so, dieses Thema Pflichtausrüstung, warum ist das so mit Pulver belastet? Ja, das ist eigentlich ein sehr interessantes Thema und ich denke mir da oft, dass die Leute gerade so in organisierte Rennen, bei organisierten Veranstaltungen, aber auch selber, wenn sie privat am Berg sind, einfach so das Bewusstsein für eigene Verletzlichkeit verlieren und vergessen. Gerade wenn einem noch nie etwas passiert ist, vergisst man einfach, wie schnell das dann eigentlich gehen kann. Ich glaube, der Mensch ist für Sachen, die er noch nie gespürt hat und jetzt aktuell nicht sieht, also auch wenn das Wetter aktuell schön ist, dann ist er einfach sehr unempfänglich für so Maßnahmen, die jetzt irgendwie Szenarien betreffen, die man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat. Und ja, gerade jetzt bei organisierten Rennen glaub ich ja, dass man da viel zu sehr auf die Hilfe vom Veranstalter setzt, die eh da ist. Aber man verliert einfach, man hat dieses Bewusstsein nicht, wie lange es dann doch dauert und wie drastisch doch dann die Situation ist, wenn es zu einem Unglück kommt. Und generell, man bekommt da, auch wenn man mehrere Rennen läuft, relativ viel Blödsinn mit, der gedreht wird mit Pflichtausrüstung, wenn dann Leute Teile aus dem Mandatory Equipment irgendwie ersetzen, sprich zum Beispiel mit den Seidenstrumpfhosen anstatt von normalen langen Hosen und so. Einfach weil es halt auch quasi den Körper bedeckt, aber hat halt eine Wärmeleistung von quasi null. Und das ist halt einfach, muss man so sagen, einfach blöd, einfach dumm, weil es ist einfach ein Workaround, dass ich halt starten kann, aber helfen tut es mir genau gar nix. Und da ist wirklich, da muss man einfach viel mehr Bewusstsein schaffen, sich das vielleicht einfach selber noch einmal vor Augen halten, was man da eigentlich macht, wenn man sowas macht, weil im Notfall bringt es genau gar nichts. Ja, ich erinnere mich noch dran, jetzt gerade beim Community-Wochenende, wo wir uns unterhalten, haben wir auch mit zwei Teilnehmern, die beim Transvulcania ja dieses Jahr gewesen sind und da war es ja witterungsbedingt katastrophal, Schnee oben am Berg, die dann gesagt haben, und wir haben uns immer an das Race Briefing von Mike geändert und lieber mehr mitgenommen als zu wenig. Und die, die oben am Berg angekommen sind und dann einen Merino-Layer unten drunter hatten, der ja wirklich nicht viel wiegt, die waren warm, während die anderen da in ihrer Rettungsdecke da irgendwo sich am Gipfelkreuz noch festgehalten haben. Kann man das so sagen, HP, dass eine richtige Ausrüstung die Überlebenschancen um ein Vielfaches erhöht? Auf jeden Fall. Also die richtige Ausrüstung oder die Kleidung in dem Fall, das ist absolut in manchen Fällen überlebenswichtig. Und ich denke, es ist wichtig, dass man die Sachen beim Training mithat und erstens einmal für sich selbst, aber man kann ja auch mal schnell zu Notfall dazukommen. Und das merkt man dann oft, wenn da einer dabei ist, der auf jemanden stößt, der zum Beispiel nichts mithat und dem noch etwas geben kann. Das ist einfach essentiell heute in den Bergen oben, dass ich einfach die gewissen Equipment-, Ausrüstungs- und Bekleidungsschichten mit habe und mittlerweile, das ist ja so ein High-End-Equipment, das wiegt ja auch nichts mehr und das bringt man in einem dermaßen kleinen Packmaß in die kleinen Laufwesten hinein, wenn man sich denkt, früher, mit was für großen Rucksäcken wir unterwegs gewesen sind und wie sich da das Material weiterentwickelt hat, wie dünne Schichten wärmend sind, da geht kein Wind und nichts durch, das ist echt ein Wahnsinn und das kann ich nur jedem mit auf den Weg geben, also wenn ihr in die Berge geht, dann nehmt diese Sachen mit, auch beim Laufen, auch wenn es nur auf 800 Meter geht oder auf 500 Meter in den Bergen, es geht einfach so schnell und man ist dann heilfroh, wenn man auf etwas zurückgreifen kann. Es gibt nichts Schlimmeres, wenn es einem selber passiert, man oben ist auf dem Gipfel und in den Rucksack reinschaut und sagt ach kruzifix, jetzt habe ich meine Handschuhe daheim vergessen. Und das im Sommer. Und dann merkt man aber, jetzt muss ich - eigentlich will ich noch weiterlaufen - aber ich muss dann runter, weil es mir einfach zu kalt ist und ich werde nicht mehr warm. Also das ist, glaube ich, ein unglaublich wichtiger Punkt, dass wenn man noch nicht so weit ist, Zeug für sich selber mitzunehmen, dann kann man es zumindest für die anderen mitnehmen. Also wenn ich schon das irgendwie, wenn ich mir selber nicht so viel wert bin, dass ich irgendwie das nötige Equipment einbacke, dann kann ich es zumindest für die anderen Teilnehmer oder die anderen Menschen, die sie am Berg aufhalten, mitnehmen. Und ich habe mich gerade an eine Situation vor zwei Jahren erinnert, wo ich auch bei einem Trailrun gestartet bin und sich ein Läufer vor mir eine Platzwunde geschlagen hat und der selber kein Pflichtequipment, oder zumindest das erste Hilfepaket nicht mitgehabt hat. Und da habe ich ihm dann mit meinem eigenen einen Verband angelegt. Und eben, also es geht auch um die anderen und nicht nur um sich selber. Aber das ist, glaube ich, auch noch mal vor Augen zu halten. Ja, das ist auch ein spannendes Thema. Das heißt, auch wenn ich im Rennen bin, bin ich zur Hilfe verpflichtet. Also ich kann jetzt nicht irgendwo da einfach mal vorbeilaufen. Und das unterschätzen viele. Und sind wir mal ehrlich, wahrscheinlich war es ein Erste-Hilfe-Kurs beim Führerschein. Und danach hat man nicht in irgendeiner Weise mehr was getan. Aber da noch der Hinweis, Leute, bleibt bei dem Thema dran, dass ihr zumindest eine Herz-Lungen-Wiederbelebung und so weiter und so fort, Atemspende, stabile Seitenlage und solche Dinge einfach beherrscht, weil es kann euch helfen oder ihr könnt jemandem helfen. Jetzt liege ich da und hoffe, dass jemand vorbeikommt, Felix, oder ich habe Equipment bei mir, dass ich mir selber helfen kann. Also machen wir mal so ein Fallbeispiel. Der Notruf ist eingegangen. Vielleicht können wir da auch nochmal zu sagen. Was ist die Notrufnummer für die Bergrettung in Österreich? HP? 140. Und ganz allgemein 112 in ganz Europa. Das heißt also, da wird euch auf jeden Fall geholfen. Okay, also wir spielen jetzt einfach mal eine Situation oder ein Szenario durch. Ich bin gestürzt, so wie Felix gesagt hat, ich habe eine Platzwunde, aber ich habe genauso auch noch, ich merke, dass mein Arm kaputt ist oder wie auch immer, setze mit meinem Handy, was hoffentlich noch funktioniert, weil ich es nicht nur zum Tracking genommen habe oder zum Musik hören, sondern dass ich wirklich noch einen Notruf absetzen kann. Der kommt bei der integrierten Leitstelle heraus, die alarmiert jetzt die Bergrettung, die Bergrettung ist unterwegs, aber ich merke halt einfach, mein Arm ist nicht gut. Wie kann ich mir selbst helfen? Indem ich meine Stöcke hinten aus meiner Tasche raushole und versuche mir eine Schiene zu bauen? Ja, also zum Beispiel, jetzt habe ich jetzt ganz von vorne angefangen, wenn man in so eine Situation kommt, als erstes einmal so einen kurzen Überblick verschaffen, wo befinde ich mich gerade, was ist passiert, gibt es Gefahren, die vielleicht noch folgen können, also wenn ich mir jetzt den Arm gebrochen habe, ja okay, ist das das eine, aber wenn ich jetzt zum Beispiel, wenn ich einen Stein auf dem Kopf bekommen habe, muss ich davon ausgehen, dass da eventuell noch mehr kommen und bevor ich irgendwas mache, einfach so kurz einmal einen Überblick verschaffen, schauen. Kann da noch was kommen und auch wenn ich zu einem Unfall dazukomme, kurz einmal schauen, wo befinde ich mich, wie schaut es eigentlich von meiner eigenen Sicherheit aus, Selbstschutz geht immer noch vor, wenn ich selber mich verletze, kann ich dem anderen auch nicht helfen, das steht einmal ganz an erster Stelle und gegebenenfalls hätte ich mich aus der Gefahrenzone irgendwie rausbegeben und dann mit den nächsten Schritten anfangen. Und dann, wie du gesagt hast, den Notruf absetzen. Und dann kann ich mich der eigentlichen Verletzung oder dem eigentlichen Geschehen widmen. Und wenn es jetzt zum Beispiel eine gebrochene Hand ist, die kann auf viele verschiedene Arten brechen, kann z.B. offen gebrochen sein. Dann geht es einmal darum, dass ich schaue, dass die Blutung nicht so schlimm ist, dass ich irgendwie zu viel Blut verliere. Das ist immer an erster Stelle. Also vielleicht hat der ein oder andere mal vor diesem ABCDE-Schema gehört. Da kann man jetzt sehr ins Detail gehen, was, glaube ich, ein bisschen den Rahmen sprengt. Aber wenn es jetzt zum Beispiel nur ein Bruch ist, dann kann ich schauen, wie stehle ich den ruhig, wie kann ich den Schienen. Da bieten sie zum Beispiel die Trail-Stöcke an oder irgendwelche geraden Stöcke, die ich so am Wegesrand finde. Kann, wenn ich zum Beispiel nicht genügend Verband habe, kann ich mir auch mit der Rettungsdecke irgendwie behelfen und da einen Verband basteln. Also es gibt da meistens gar nicht so viel richtig und falsch, sondern man muss nur das Zeug, das man bei sich hat, richtig anwenden können und kann da ruhig auch kreativ sein. Es ist nur wichtig, dass man das auch einmal geübt hat, wie man eigentlich das Equipment, das man bei sich trägt, auch verwendet. Also da gibt es wirklich sehr, sehr coole Sachen, die man mit diesem eigentlich sehr minimalistischen Mandatory Equipment machen kann. Allein mit der Rettungsdecke, was man aus der nicht alles basteln kann, ist mega cool. Es ist nur wichtig, dass man sich, bevor die Situation eintritt einmal damit auseinandergesetzt hat, dass man dann das Ganze beherrscht, wenn es so weit kommt. Ihr habt das ja schon mal gemacht, du und dein Vater, für das TERREX #oneteam am Stubnerkogel, um wirklich mal diese Verletzungsmuster auch darzustellen. Weil wenn man so ein 100 Meiler läuft oder wie auch immer, da ist ja nicht irgendwo alle fünf Kilometer ein Crewing-Point, sondern da bin ich halt mal in der Wildnis unterwegs. Und wenn mir da was passiert, dann will man sich auch dementsprechend helfen. Du hast eben gesagt, Selbstüberprüfung oder auch Gefahrenanalyse zu machen. Und ich glaube, das ist ein ganz, ganz, ganz wichtiges Thema. Und das bringt mich auch eigentlich zum nächsten Thema. Und zwar eins der wichtigsten Themen, glaube ich, gerade im Gebirge, ist das Thema Gewitter. HP hat es am Anfang schon gesagt, ein Gewitter in den Bergen kann ziemlich schnell entstehen. Zehn bis 15 Minuten reichen da aus, HP, oder? Ja, es kommt immer darauf an, wo man gerade ist, aber es kann richtig schnell gehen und das unterschätzt man einfach, gerade im Gebirge oben. Und da ist auch immer ein bisschen vorausschauende Wetterplanung dazu da, aber oft nutzt die beste Wetterplanung nichts. Oder man braucht einfach für die Tour länger, obwohl am Nachmittag vielleicht auch schon Gewitter angesagt sind, man braucht für die Tour länger, es ist doch schwieriger als erwartet. Also es kann so schnell gehen, dass man mit guter Vorbereitung in einen Wettersturz hineinkommt, weil es auch schneller geht oder weil man einfach länger braucht. Wie gesagt, Gewitter in den Bergen oben ist nicht schön und auch mitunter sehr, sehr gefährlich bis tödlich. Also da muss man nachher schon genau wissen, was man tut und schauen, dass man so schnell wie möglich Schutz aufsucht und runterkommt vom Berg bzw. Schutz sucht. Ja, spannendes Thema auf jeden Fall, was gerade Gewitter betrifft. Also sagen wir mal so, die Flachland-Tiroler sind es eher gewöhnt, dass der Himmel von Grau auf Schwarz geht. Das heißt, das sind so die typischen Anzeichen, das hast du im Gebirge nicht unbedingt, sondern da kann es ganz schnell gehen, so wie wir es gesagt haben. Und was oft vernachlässigt wird, gerade beim Thema Gewitter, ist halt einfach, dass es halt, so wie du sagst, lebensgefährlich für einen selber sein kann. Aber es kann auch lebensgefährlich für die Retter dementsprechend sein. Vielleicht bleiben wir mal beim Thema Gewitter. Was ist eigentlich ein Gewitter? Gewitter entstehen ja im Prinzip, indem feuchte Luftmassen aufsteigen. Das heißt also, es wird immer irgendwo sehr, sehr heiß sein und schwül und drückend. Dann bilden sich diese Cumolonimbus Wolken, die der eine oder andere ja wahrscheinlich schon gesehen hat, als dicker Ambusanker. In den Wolken passiert dann einiges. Dann sind dann die Wasserteilchen und die Eiskristalle, die sich mittlerweile gebildet haben, weil je höher diese Cumolonimbuswolken sind, desto kälter ist es ja auch. Du hast ja auch schon gesagt, Temperatursturz von 10 bis 15 Grad ist nicht selten, gerade auch im Hochgebirge. Ihr könnt euch das so ein bisschen vorstellen wie so ein Empire State Building, was zehn verschiedene Aufzüge hat und die dann aufeinander so hoch und runter fahren. Und so ist es auch dann bei den Kristallen, die schrappen dann gegeneinander, Wassermoleküle gegen Eiskristalle und je größer die werden, desto mehr Spannung entsteht. Und in so einer Wolke entsteht dann eine Riesenspannung und die Unterseite ist negativ, die Oberseite ist positiv und irgendwann kommt so eine Entladung und das ist dann im Prinzip ein Blitz, der sich mit 30.000 Grad Hitze in Richtung Erde bewegt. Aber auch genauso natürlich der Strom, der fließt. Das sind bis zu 500.000 bis 1 Million Volt oder 100.000 Ampere. Jeder, der seine Haushaltssteckdose kennt und vielleicht da schon mal am Draht gewesen ist, das sind 220 Volt und 16 Ampere. Das heißt, das ist richtig gefährlich, was dort passiert. Und dann kann noch im Prinzip ein Hagel entstehen. Ob es jetzt die kleinen Hagelkörnchen sind oder die Taubeneier oder Golfbälle oder Tennisbälle. HP, Gewitter ist eine der gefährlichsten Situationen, die einem im Hochgebirge passieren können. Ja, absolut. Und ich habe das selber schon bei diversen Einsätzen miterlebt, wenn du raufgehst im Gewittersturm und du merkst schon das Knistern in der Luft, wo du einfach merkst, dass die Luft einfach statisch schon aufgeladen und es fängt so richtig zu "brezeln" an, wie wir sagen. Dann muss man schon überlegen, ob man noch weitergeht oder ob man nicht umdreht. Und wie der Felix schon gesagt hat, der Eigenschutz geht bei uns immer noch vor. Und ich kann nicht Leute willkürlich da raufschicken, so tragisch das klingt. Aber wenn es für uns richtig auch lebensgefährlich wird, dann müssen wir auch umdrehen. Und dessen muss man sich auch bewusst sein. Jeder mein immer der Hubschrauber kommt sofort, die Bergrettung ist auch da. Aber es gibt auch Situationen, wo die Bergrettung irgendwann einmal, wenn die Gefahr zu groß wird für uns selber, auch überlegen muss, was macht man jetzt? Und da ist dann auch wichtig, gerade umso wichtiger, dass man weiß, wie verhält man sich da oben in einem Gewitter, was macht man da, wenn ich auf Hilfe warten muss. Da gibt es schon auch gewisse Sachen zu befolgen, die dann einfach am Ende des Tages überlebenswichtig sind. Die meisten würden jetzt wahrscheinlich denken, naja, was soll mir schon passieren? Warum soll mich jetzt ausgerechnet der Blitz treffen, oder? Ich habe mal so ein bisschen Statistik rausgesucht. Letztes Jahr sind in Deutschland 250 Leute durch den Blitz getroffen worden. Das heißt, das ist jetzt nicht irgendwie mal so, heute mal ein Blitzchen und morgen mal ein Blitzchen, sondern das ist wirklich so. In den USA ist jeder fünfte Blitztote ein Golfspieler. Da wird es natürlich besonders herausgefordert. Aber es gab auch letztes Jahr einen 18-Jährigen, der mit seinem Vater auf der Zugspitze gewesen ist als Tourist, der dann beim Gewitter rausgegangen ist und vom Blitz getroffen worden ist und tot ist. Also das ist so, je exponierter ich mich befinde, desto mehr Angriffsfläche habe ich. So ein Blitz hat ja nur mal so eine Stärke wie so ein Arm ungefähr. Das ist ja nicht irgendwie so ein fünf Meter breites Ding, sondern das sieht man ja, wenn es in so einen Baum hineinschlägt. Und du hast eben gesagt, was sind denn so typische Dinge, die ich tun sollte oder nicht tun sollte, so Do's und Don'ts? Ja, also man sollte sich auf jeden Fall mal, wenn man in ein Gewitter reinkommt, wenn ich Stöcke mit habe, also alles, was aus Metall ist, schauen, dass ich das von mir wegbringe. Ich suche Schutz unter dem Felsen oder wenn ich jetzt gar nichts habe, also an exponierten Stellen mal schauen, dass ich da wegkomme. Runter von Graten, runter von Gipfeln. Das ist einmal ganz, ganz wichtig. Nicht in der Gruppe schnell irgendwo runter laufen, immer einen Mindestabstand einhalten. Weil sonst, wenn der Blitz reinfährt - man hat das jetzt das beste Beispiel gesehen, drei sehr erfahrene Bergsteiger, heuer im Frühjahr, von einem Blitz getroffen, alle drei tot, jetzt in Österreich, gerade vor anderthalb Monaten. Also auch daran denken, wenn man in der Gruppe unterwegs ist, sich auseinander zu ziehen, mindestens drei bis vier Meter Abstand, die Metallsachen weg, hohe Bäume, wenn man in die Baumregion runterkommt, vereinzelte hohe Bäume meiden, ja nicht unter einem Baum, einen alleinstehenden Baum stellen, weg von Wasserläufen, Bächen. Solche Sachen sind einfach zu beachten. Im schlimmsten Fall, wenn ich jetzt irgendwo oben bin und ich habe keine Felsen, gar nichts, eine Kuhle suchen. Zusammenhocken. Klein machen. Die Metallteile weg und warten, bis das Gewitter vorüber geht. Das ist dann schon einer der Extremfälle. Ja, und das ist ja eigentlich sehr, sehr interessant. Ich weiß, Gundolf Schüttfort, das ist der Trail Coach, der adidas Runners in Frankfurt, wenn die am Feldberg im Taunus unterwegs sind, dann macht er immer wieder Gewitterübungen. Und Gewitterübungen heißt, das, was du schon gesagt hast. Abhocken. Und warum hocke ich mich ab? Das ist auch vielleicht für euch nochmal ganz interessant. Je schmaler die Füße beisammen sind, desto weniger Spannungsunterschiede habe ich. Das heißt, ich gebe dem Blitz, wenn er mich trifft, nicht die Möglichkeit, sich breit auszubreiten. Das heißt also, dann geht er einmal rein oder raus, man wird seine Verletzung auch haben, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen Blitz überlebe, ist einfach größer. Das ist genauso, beim Blitz nicht weglaufen, weil beim Blitz weglaufen heißt, ich mache große Schritte und damit habe ich genauso wieder diese Spannungsdifferenzen und bin damit wieder einer hohen Gefahr ausgesetzt. Du hast es eben eigentlich auch ganz schön nochmal dargestellt bei einem Blitz, wie wichtig es ist eigentlich wirklich genau zu wissen, was man tut. Es gab ja so eine Bauernregel, da ist man als Kind mit groß geworden, Eichen sollst du weichen, Weiden sollst du meiden, Buchen sollst du suchen. Bullshit eigentlich, oder? Weil, so wie du es eben gesagt hast, Bäume auf keinen Fall. Ja.Genau. Es ist einfach alles, was in meiner Umgehung höher ist, wie ich, und dann auch, wie du sagst, mit der Spannung und vielleicht auch noch mit Stöcken mit dabei. Und in den Bergen oben ist einfach die Luft noch anders aufgeladen, als im Tal herunten. Und also wie gesagt, das sind schon Sachen, die man unbedingt beachten sollte. Und natürlich das Wichtigste ist immer schon so weit vorausschauend, dass ich einfach gar nicht in die Situation komme, dass ich einfach zeitgerecht auch lerne - und viele können das nicht einfach - man spricht immer wieder davon, das rechtzeitige Umdrehen. Das ist halt auch manchmal einfach wichtig, wenn ich sage, okay, der Gipfel ist in Reichweite, aber es zieht jetzt das Wetter auf, es wird schon windig, es wird schon kälter, dann muss ich halt auch irgendwann einmal sagen, passt, der Berg läuft nicht weg, der ist morgen auch noch da. Und das ist auch, glaube ich, wichtig, dass man da einfach, das ist ja kein Schand und gar nichts, sondern einfach, ich glaube, das ist schon auch wichtig, dass mir das einer sagt. Zur richtigen Zeit umdrehen muss man auch können. Und das zeugt auch irgendwo ein bisschen von Stärke zu sagen, passt, den Gipfel mache ich das nächste Mal, wenn das Wetter wieder passt. Ja, und da können wir beide als Race Director und Race Manager von erzählen. Im Prinzip vor zwei Jahren ist das gewesen. Erinnern wir uns daran, unten war blauer Himmel im Tal. Und wir beide haben uns nur eigentlich die ganze Zeit den Graukugel angeschaut, weil von da hinten kam die Wand. Und innerhalb von einer Viertelstunde hast du nichts mehr gesehen am Graukogel. Das heißt, wenn wir dort die Entscheidung getroffen hätten, an der Palfner Scharte, die lassen wir jetzt nur auf den Graukogel hoch, dann wäre das ein Desaster geworden. Also das ist glaube ich auch nochmal ganz, ganz wichtig für euch. Wenn Streckenposten, wenn Bergrettung oder wer auch immer dort steht und sagt, jetzt geht es hier nicht mehr rauf, dann braucht es hier gar nicht mehr diskutieren, weil die Entscheidung ist schon getroffen. Und wenn ein Bergführer eine Entscheidung trifft, HP das ist ja wie eine Behörde. Das heißt also, das ist wie ein Gesetz. Also wenn jemand sagt, nein, das geht nicht mehr, dann geht das wirklich nicht mehr. Genau, gerade beim Rennen ist es einfach wichtig, dass man einfach auch den Streckenposten, sei es Bergrettung oder auch die Rescue Marschals, Die wir haben, einfach absolut Folge leistet. Man lässt sie einfach auch nicht mehr weiterlaufen. Ich weiß, wir haben auch immer wieder Fälle, wo diskutiert wird und diskutiert wird, auch sei es jetzt nicht nur wegen Schlechtwetter, sondern auch einfach, weil es am Ende ihrer Kräfte sind und sie wollen das unbedingt noch schaffen. Wir müssen einfach gut zureden und es meint einfach jeder gut. Am Ende des Tages, wenn sie dann wieder im Tal unten snd, sagt jeder, Gott sei Dank, habe ich auf euch gehört, Gott sei Dank habt ihr mich überredet, die sind dann richtig froh, wenn sie wieder unten sind. Ich weiß, wie weh das tut, wenn man ein Rennen nicht finishen kann, aber wir meinen es ja echt gut und es ist einfach echt nur zur Sicherheit aller Läufer, wenn wir solche Entscheidungen treffen. Wir wünschen uns, dass jeder finisht und jeder ins Ziel kommt, aber bei gewissen Sachen, wenn es einfach zu gefährlich wird, sei es bei Wetter oder auch bei diversen Erschöpfungsgraden, müssen wir einfach einschreiten, weil es geht da einfach auch um eure Gesundheit, um die Gesundheit von jedem Läufer. Und für das sind wir, glaube ich, alle, die, die da mitwirken, Profis genug. Und für das haben wir auch so einen professionellen Trailrun. Das ist einfach unsere höchste Priorität, die Sicherheit für jeden Läufer. Wir wollen euch alle heil nach Hause bringen. Das ist einer der wichtigsten USPs. Felix, schon mal im Gewitter gewesen? Ja, gerade vor zwei Wochen war das in Innsbruck, da wo ich jetzt studiere aktuell, relativ spontane Wetteränderung. Ich habe schon davor den Wetterbericht gecheckt, habe das Gewitter auch abgewartet. Aber das ist dann vorübergezogen, es hat abgeregnet. Ich wollte nochmal raus, den Kopf ein bisschen auslüften, bin wirklich auf meine Hausrunde eigentlich gestartet, mit so eigentlich sehr, sehr wenig, beziehungsweise eigentlich nur mein Handy und ein langarmen Shirt. Ich bin rausgelaufen, einfach rauf auf eine kleine Runde. Und 15 Minuten hat es dauert und es hat wieder voll zuzogen und es hat zu gewittern begonnen. Und es ist dann eigentlich schon relativ akut geworden. Also ich habe mich dann wirklich gestresst, dass ich auf eine Alm komme zum Unterstellen, weil wirklich auch schon neben mir oder halt in unmittelbarer Nähe die Blitze eingeschlagen sind und die dann auch immer näher gekommen sind, das ist wieder nur so ein Beispiel, wie schnell es doch gehen kann. Und auch wenn ich, eigentlich im Endeffekt war es ein Fehler von mir, ich habe zwar den Wetterbericht gecheckt, habe dann aber wieder mal klassischer Weise den Kopf abgedreht und bin einfach raus. Und genau zu sowas soll es nicht kommen. Ich sollte trotzdem irgendwie so ein bisschen meine Umgebung checken, auch wenn ich der Meinung bin, es passt wieder alles. Und dieses Bewusstsein bewahren, dass da doch schon was nachkommen kann. Und das war wieder mal so eine Situation, wo ich mir sehr bewusst geworden bin, wie schnell es gehen kann und wie schnell es geht, dass man dann eben doch irgendwie vom Blitz erwischt wird. Ja, du hast schon gesagt, Donner, das ist ein gutes Beispiel nochmal. Das heißt, der Schall breitet sich ja mit 333 Meter pro Sekunde aus. Das heißt, wenn ich... Immer meine Sekunden, die ich gezählt habe, durch drei dividiere, dann bekomme ich auch den Abstand. Und wenn es dann bei zehn Sekunden sind oder bei einer Sekunde, dann wird es richtig brenzlig. Dann bin ich ja mittendrin, dann bin ich schon fast ein Storm Chaser oder wie man das in Amerika so nennt. Also ich glaube, das, was du gerade gesagt hast, wer schon mal im richtigen Gewitter gewesen ist, ob in den Bergen oder im Flachland oder wie auch immer, der weiß schon, was das für Gefahren eigentlich birgt. Und deswegen haben wir ja auch HP bei INFINITE TRAILS ein sogenanntes Evakuierungskonzept. Es geht ja nicht nur darum, die Teilnehmer heil vom Berg wieder runterzubringen ins Ziel, sondern es sind auch die 400 Helfer, die draußen auf der Strecke unterwegs sind, genauso wichtig. Das heißt, vielleicht kannst du mal erklären, wie so ein Evakuierungskonzept eigentlich funktioniert, damit ihr auch zu Hause wisst, wenn wirklich mal so dieser Red Point eintreten sollte, was muss ich tun, wie muss ich mich verhalten, wie sieht es aus? Ja, wir haben einige Rescue Marshals an den ganz essentiellen Stellen positioniert. Die sind für euch augenscheinlich ganz normale Streckenposten, aber sollte von uns aus dem Race Office unten im Tal die Meldung kommen, wir müssen evakuieren, weil ein Sturm oder Gewitter oder was auch immer aufzieht, dann kriegen die von uns die Meldung und die teilen sich, je nachdem an welcher Stelle sie sich befinden, in zwei Richtungen auf, einmal talabwärts, auch zum Teil bergaufwärts. Die kommen euch entgegen, ihr kriegt die Meldung, das Rennen ist abgebrochen, wir werden evakuiert. Ihr habt denen bitte auch Folge zu leisten, die bringen euch dann sicher runter zum nächsten Point, wo ihr abgeholt werdet mit Fahrzeugen oder wo ihr Schutz findet. Wir nehmen auch die Streckenposten mit. Das sind sehr erfahrene Bergretter, auch Berggeher aus dem Tal, die solche Situationen sehr gut einschätzen können. Also diesen Leuten, wenn wer kommt und sagt ich bin Rescue Marschall des Rennens ist abgebrochen, ihr werdet jetzt evakuiert. Es ist unbedingt bitte, Folge zu leisten. Auch da, in so einer Situation, da gibt es eigentlich keine Diskussionen mehr. Da ist einfach absolut Folge zu leisten, weil da geht es einfach darum, dass man euch so schnell wie möglich in Sicherheit bringt. Das ist jetzt nicht, weil wir da lustig sind, sondern da ist es dann richtig... sollten die zum Einsatz kommen, dann ist es einfach akut. Und wir bringen euch so schnell wie möglich runter. Also das heißt jetzt nicht, wir warten so lange, bis das Gewitter schon da ist, sondern der Race Director ist ja laufend auch mit unserem Meteorologen in Kontakt, und es kann dann relativ schnell gehen. Und wenn der sagt, okay, in zehn Minuten ist die Gewitterfront da, dann werden wir hier unten entscheiden, bevor die da ist, dass wir euch an den gewissen exponierten Stellen wegbringen und runterbringen. Und das ist auch ein sehr ausgeklügeltes Konzept. Wir haben es Gott sei Dank noch nie gebraucht, aber es ist wichtig, dass wir das haben und das nehmen wir sehr, sehr ernst das Thema. Ja, das war das Klopfen auf Holz, wenn ihr es gerade noch gehört habt. Ja, also der Race Director hat zwei Meteorologen an seiner Seite, die das Wetter monitoren. Ihr habt Apps, zum Beispiel offizielle Apps, der ZAMG, der Zentralen Meteorischen Anstalt Österreichs. Ihr habt Bergfax-Wetter. Es gibt die verschiedensten. Tut mir nur einen Gefallen, holt euch eine vernünftige App und nicht irgendwas, was nur auf Algorithmen basiert, wo nur dann eingetragen wird, wenn's irgendwo regnet und dann wird es aktualisiert. Eine Sache wollte ich nochmal angehen mit dir, Felix, nochmal zum Thema Verletzungen. Also ich bin jetzt wirklich gestürzt. Bin auch vielleicht irgendwo über eine Kante gestürzt, oder wie auch immer. Wie mache ich mich denn bemerkbar? Das heißt, es kann ja schnell dunkel werden, so wie du sagst, Feierabendrunde laufen oder so. Ist es da vielleicht auch sinnvoll, eine Headlight eigentlich immer dabei zu haben, so als Notausrüstung eigentlich auch, weil wenn es dunkel wird oder ich mir helfen muss, ich kann Notzeichen geben oder? Auf jeden Fall. Also an erster Stelle steht natürlich immer irgendwo das Handy, auch wenn es nur eben auf die Feierabendrunde geht, soll man auf das essentielle Teil wirklich nie verzichten, auch wenn man da in der Meinung ist, boah, wie gesagt, ich gehe jetzt eh nur eine Stunde raus, aber wenn man sich schnell bewegt, gerade so im Gebirgigen, ist man halt mega schnell irgendwo in alpinen Situationen und im alpinen Gelände, wo eben diese Gefahren alle sehr, sehr schwer tragen. Und da ist das Handy natürlich einmal das beste Mittel, um mich zu verständigen. Also wenn ich die Hilfe brauche, kann ich dann natürlich anrufen, habe eine gewisse Taschenlampe natürlich immer dabei. Wenn ich jetzt mit Trail-Weste laufe, natürlich Taschenlampe, die sind mittlerweile so klein, so kleine Sicherheitsstirnlampen, die passen überall rein, die wiegen gefühlt gar nichts, die kann ich immer dabei haben. Die können in diesem essentiellen Paket sein, das ich immer in der Weste lasse. Das ist, glaube ich, ganz gut, wenn man sich das einfach angewöhnt, dass man so ein fixfertig gepacktes Paket einfach immer drinnen lässt, dann kann man es auch nicht vergessen. Und dann überlegt man gar nicht mehr, soll man jetzt wirklich die Taschenlampe mitnehmen, sondern dann ist die einfach fix dabei und auch zur Stelle, wenn ich sie dann brauche. Mittlerweile eh immer dabei oder eingenäht, sind diese Pfeifen in den Trail-Westen. Sollte ich beim Kauf darauf schauen, dass die wirklich dabei ist. Die hilft natürlich auch wenn jetzt irgendwie die Sichtverhältnisse schwer sind, wenn es Nebel hat, wenn es stürmt und regnet, dass ich zumindest akustisch irgendwie auf mich aufmerksam machen kann. Das sind so eigentlich sehr simple Tools, die aber einen enormen Unterschied machen können. Jeder der schon mal in der Nacht am Berg war, wird merken wie hilflos man wirklich ist. Das ist nicht so so, boah, ja, mit dem bisschen Restlicht kann ich da eh wieder runtergehen, oder so. Wenn man im Wald steht, in der Nacht, am Berg, man kommt genau nirgends hin. Also wenn dann auch nicht ideale Mondverhältnisse sind, dann ist man wirklich, wirklich aufgeschmissen. Und da kann auch nur eine kleine Lichtwelle den Unterschied machen und dass man da einer wirklich, wirklich brenzligen Situation entgeht. Eine Stunde sind wir schon unterwegs. Spannendes Thema. Ich könnte mich mit euch noch stundenlang unterhalten. Ich hoffe, ihr habt jetzt schon mal was mitnehmen können. Felix, deine drei wichtigsten Tipps, wenn man auf den Trail geht? Ja, wie gesagt, auf das Pflichtpaket oder am besten das Pflichtpaket einfach gar nicht rausholen aus der Weste, sondern dieses fixfertig gepackte Paket, wo ich mir vielleicht einmal Gedanken mache, was ich reintue, mit Rettungsdecke, mit Erste-Hilfe-Kit, mit Stirnlampe, das einfach mithaben. Auf meine Verpflegung schauen, dass ich genügend Energie für den geplanten Lauf mithabe. Das kann auch wirklich den Unterschied machen. Auch genügend Wasser, jetzt gerade bei den heißen Verhältnissen. Und natürlich auch eine Jacke. Die Regenjacke, die ist immer dabei, die ist ja mittlerweile so leicht, die spürt man im Grunde eh nicht mehr und die kann einen unglaublichen Unterschied machen, sollte das Wetter sich dann doch ändern. Und wenn ich die Sachen dabei habe, dann habe ich schon mal sehr viel richtig gemacht. Wenn ich dann auch noch kurz das Wetter checke, kurz Revue passieren lasse, was ich eigentlich vorhabe, ob das gerade eine gute Idee ist, wenn ich die Sachen mache, dann kann eigentlich schon sehr viel nicht mehr passieren. Dann bin ich auf einem guten Weg. Trailrunner ist eine junge Generation HP. Wir wollen keine Moralapostel sein. Aber wenn du dir was wünschen würdest, was würdest du dir von den Trailrunnern von der Community wünschen? Ja, was mir besonders ein Anliegen ist, eine gute Tourenplanung. Schaut euch das genau gut an. Und wie gesagt, es ist die junge Generation, Instagram, Facebook und Co. Ihr macht so coole Gipfelfotos mit Sonnenaufgang, Sonnenuntergang. Aber es kann auch dem Besten passieren, dass einmal der Akku ausgeht. Oben an den Gipfelkreuzen, fast überall zu 99 Prozent, ist ein Gipfelbuch drinnen. Schreibt euch da rein, mit Namen und Uhrzeit. Solltet ihr einmal verloren gehen und wir euch am Handy nicht erwischen, wir gehen die Gipfel ab. Sagt Bescheid, was für Routen ihr lauft. Schreibt euch da ein. Für uns ist das essentiell, wenn wir euch am Handy nicht mehr erreichen können, wenn wir am Gipfel oben sind und wir schauen ins Buch rein und sagen, schau, er war vor einer Stunde da, dann können wir das eingrenzen und es geht viel schneller, dass wir da sind. Das sind so alte Sachen, das weiß die junge Generation nicht mehr. Aber für das sind die Gipfelbücher da. Ihr könnt da einen schönen Spruch rein schreiben. Aber wichtig, immer der Name und die Uhrzeit dazu und der Tag, dann wissen wir, wenn ihr mal vermisst werdet, auch am Gipfel, wo wir in die Bücher reinschauen, für uns essentiell, aha, da ist er gerade gewesen, vor so und so, vielen Stunden, dann können wir das ein bisschen eingrenzen. Und das sind so die Sachen, die wir an die junge Generation ein bisschen mitgeben. Und ihr seid so lässig drauf, genießt es da oben in den Bergen, die schöne Zeit und seid einfach auch vorsichtig. Und wenn ihr einmal zu einer Situation dazukommt, wo ihr einen Verletzten habt, wo ihr helfen könnt, helft bitte. Egal in was für einer Form, Trost spenden oder sonst irgendwas. Der größte Fehler ist, nichts zu machen. Ihr müsst ja nicht der Doktor sein, aber rein nur bei dem bleiben, der fühlt sich in Sicherheit, wenn wer bei ihm ist. Das sind so Sachen, gerade das möchte ich der jungen Generation mitgeben. Und dann haben wir alle eine coole, schöne Zeit in den Berg bei uns. So alt ist er noch nicht. So, also vielleicht der Schlusssatz. Wer in die Berge geht, darf staunen. erleben und wachsen. Aber sollte nie vergessen, die Natur ist stärker. Mit Wissen, Vorbereitung und Respekt bleiben die Erinnerungen positiv. Das war's mit Episode Nummer 14, Mountain Awareness und vielen, vielen Dank fürs Zuhören. Das war INFINITE TALK, der Podcast der adidas TERREX INFINITE TRAILS in Gastein. Trainiert hart, in 14 Tagen hören wir uns wieder. So, meine Lieben, das war gut.